Als krebserregend eingestuft: Wie gefährlich ist Wurst?

Der Verdacht steht schon lange im Raum, nun gilt es als erwiesen: Verarbeitete Fleischprodukte wie beispielsweise Wurstwaren, begünstigen das Risiko für Darmkrebs. Dies hat die internationale Krebsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO kürzlich bekannt gegeben.
Geräucherter Schinken, Salami, Currywurst: Rund 30 Kilogramm verarbeitete Fleischwaren verzehrt jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr - dazu zählen alle Fleischsorten, deren Haltbarkeit durch Verfahren wie Räuchern, Pökeln oder Kochen verlängert wurde. Hinzu kommen etwa 30 Kilogramm Frischfleisch. Schon lange warnen Ernährungswissenschaftler vor den gesundheitlichen Gefahren durch übermäßigen Verzehr verarbeiteter Fleischerzeugnisse. Ein Zusammenhang mit dem Risiko für Dickdarmkrebs steht seit vielen Jahren im Raum und wurde unter anderem im Ernährungsbericht 2012 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung aufgeführt. Bisher galt er offiziell als nicht gesichert. Dies ändert sich mit der überarbeiteten Einstufung der WHO: In der Kategorie „krebserregend“ finden sich nur solche Stoffe und Substanzen, die zweifellos ein direkter Risikofaktor für Krebserkrankungen sind, beispielsweise Inhaltsstoffe in Zigaretten, Röntgenstrahlung und nun auch Wurst.
Auch unverarbeitetes rotes Fleisch bedenklich
Ein Zusammenhang zwischen dem Verzehr von unverarbeitetem rotem Fleisch, also unter anderem vom Rind, Schwein oder Wild, und Darmkrebserkrankungen ist nach derzeitigem Erkenntnisstand zumindest wahrscheinlich. Auch das gab die WHO nach Auswertung der zur Verfügung stehenden Daten bekannt. In der Kategorie „wahrscheinlich krebserregend“ befinden sich Substanzen, bei denen die Datenlage einen Zusammenhang nahelegt, jedoch noch nicht alle Zweifel ausgeräumt sind.
Auf die Menge kommt es an
Was bedeutet diese neue Einstufung der WHO für den Verbraucher? Wird Wurst künftig mit Warnhinweisen versehen werden müssen, ähnlich wie Zigarettenpackungen? Ist das krebserregende Risiko überhaupt vergleichbar – und wie hoch ist es tatsächlich?
Für verarbeitete Fleischprodukte gilt: Etwa 50 Gramm davon pro Tag erhöhen langfristig das Darmkrebsrisiko um 18 Prozent - ein geringer, aber vermeidbarer Risikofaktor, wobei das Risiko analog zur Menge der verzehrten Wurstwaren ansteigt. Zum Vergleich: Rauchen erhöht das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, um etwa 300 Prozent und Passivrauchen um 30 Prozent.
Tatsache ist jedoch auch: Übermäßiger Konsum von verarbeitetem, aber auch von naturbelassenem Fleisch beeinflusst nicht nur das Krebsrisiko, sondern erhöht auch die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine Reduzierung des Fleisch- und Wurstkonsums ist also grundsätzlich sinnvoll. Ernährungsexperten empfehlen, nicht mehr als 300-600 Gramm Fleischprodukte pro Woche zu verzehren und dabei möglichst weißem Fleisch von Hühnchen oder Pute und unverarbeiteten Fleischwaren den Vorzug zu geben. Wie immer gilt also auch hier: Die Menge macht den Unterschied – und wer in Maßen genießt dürfte zumindest aus gesundheitlicher Sicht wenig zu befürchten haben.