Fasten-Report: Die Generation "Digital Native" – Handy-Fasten (Teil 3)
Von Aileen Apitz

„Kein Tag und keine Nacht ohne mein Smartphone“– so lautet wohl die Devise der 46 Millionen Smartphone-Besitzer in Deutschland. Denn immerhin schauen wir bis zu 215 Mal täglich aufs Smartphone. Das beginnt bereits morgens vor dem Aufstehen: Snooze-Taste betätigen, Whats-App-Nachrichten, Social-Media-Netzwerke und das Wetter checken, die wichtigsten Eilmeldungen im News-Ticker überfliegen, E-Mails abrufen und den Kalender auf anstehende Termine prüfen. Das Resultat: Eine kaum zu verarbeitende Reizüberflutung – noch bevor wir überhaupt das Bett verlassen haben.
Das Smartphone ist längst zum unverzichtbarsten Alltagsgegenstand avanciert – wobei die klassische Telefonie immer weiter in den Hintergrund rückt. Insbesondere jüngere Anwender kommunizieren hauptsächlich über Kurznachrichtendienste und Soziale Netzwerke. Sie hören Musik und lieben die Kamera- und Videofunktionen ihrer Smartphones. Berufstätige schätzen dagegen Anwendungen wie das mobile E-Mail-Programm, Navigations- und Kartendienste sowie Kalender- und Terminplaner, die den Business-Alltag deutlich flexibler und leichter machen, diesen aber auch spürbar beschleunigen.
Zu viel Smartphone macht krank
Die Folgen der ständigen Erreichbarkeit und der fortwährenden Informationsflut machen sich bei Jung und Alt gleichermaßen bemerkbar: Kopfschmerzen, Müdigkeit, mangelnde Konzentrationsfähigkeit bis hin zu Erschöpfungszuständen und einem verminderten allgemeinen Wohlbefinden. Dabei gilt, je häufiger das Smartphone in Benutzung ist, desto mehr wirkt sich das auf die Leistungsfähigkeit aus – insbesondere auch auf die des Kurzzeitgedächtnisses. Ein weiteres nicht zu unterschätzendes Problem stellt die Smartphone bedingte Minderung des natürlichen Bewegungsdrangs von Kindern und Jugendlichen dar. Eine internationale Bevölkerungsstudie gibt sogar Hinweise darauf, dass so der bereits vorhandene Hang zu Übergewicht weiter forciert wird.
Einer britischen Studie zufolge verbringen wir ca. drei Stunden und 15 Minuten täglich mit unserem Smartphone. Demnach starren wir ungefähr einen ganzen Tag lang pro Woche auf unser Handydisplay. Kein Wunder, dass uns ganz unwohl zumute wird, sobald wir unser Telefon zu Hause vergessen haben, uns der Akku unterwegs im Stich lässt oder wir es im schlimmsten Fall sogar verlieren.
Doch so praktisch und verlockend die Vielzahl von Funktionen und Services auch sind, so bedenklich ist ihr Einfluss auf unsere Gesundheit. Speziell Kinder und Jugendliche sollten vor unbegrenzter Smartphone-Nutzung geschützt und zudem besser über die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen aufgeklärt werden.
Digitaler Burnout: Konzentrations- und Schlafstörungen
Der exzessive Gebrauch des Smartphones am Tag, am Abend und in der Nacht ist wie eine Sucht und beeinträchtigt neben der Lebens- auch die Schlafqualität. Der stetige Drang, alle News als erstes erfahren und teilen zu wollen, löst psychischen Stress aus. Zudem hindert das blaue Licht des LED-Bildschirms uns auch noch daran, zur gewohnten Zeit müde zu werden. Wir schlafen später ein und sind dementsprechend morgens müder. Fehlt erholsamer Schlaf über längere Zeit, beeinflusst das nicht nur unser Konzentrations- und Leistungsvermögen sondern auch fundamentale Körperfunktionen wie zum Beispiel die Immunabwehr.
Digital-Detox: Via Digital-Diät zu mehr Lebensqualität
Wer die gesundheitlichen Auswirkungen des Medienkonsums eindämmen möchte, sollte zeitweise bewusst offline gehen. Die digitale Entgiftung schließt dabei alle mit dem Internet verbundenen Geräte wie Tablet, Laptop und TV mit ein. Hilfreich ist es oft schon, die letzten zwei bis drei Stunden vor dem Zubettgehen das Smartphone nicht mehr zu benutzen und stattdessen lieber ein Buch oder eine Zeitung zu lesen, Sport zu treiben oder einfach mal gar nichts zu machen.
Feste Intervalle oder Zeiten ohne Handykonsum geben dem Gehirn Zeit, sich zu regenerieren und wieder Kraft zu tanken, fördern die Produktivität und vor allem auch die Kreativität. Das so erzielte Plus an Freizeit möchte man schon bald nicht mehr missen. Experten raten, den Smartphone-Gebrauch gezielt zu drosseln, indem zum Beispiel zuerst nachgedacht und dann gegoogelt wird, maximal dreimal täglich
E-Mails, Facebook und Instagram etc. gecheckt werden und mobile Geräte während eines Termins, der Vorlesung und über Nacht ausgeschaltet bleiben. So kann womöglich auch der zunehmenden Entgrenzung zwischen Berufs- und Privatleben leichter Einhalt geboten werden.
Elektromagnetische Strahlung möglicherweise krebserregend
Die WHO gab bereits im Jahr 2011 zu bedenken, dass die vom Handy ausgehende elektromagnetische Strahlung krebserregend sein könnte. So kann eine durchs Telefonieren verursachte Dauerbestrahlung des Kopfes laut dem Biochemical Journey zu Zellveränderungen im Gehirn führen. Die elektromagnetische Strahlung beeinflusst die körperlichen Funktionen ebenfalls, wenn diese unterhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte liegt. Einige Nutzer deaktivieren deshalb zumindest nachts die Empfangsbereitschaft des Handys, indem sie in den Flugmodus wechseln. Doch nicht einmal so kann die Strahlung komplett unterbunden werden.
Fazit: „Handy aus, Hirn an“
Die Fastenzeit beschränkt sich längst nicht mehr nur auf Nahrungs- oder Genussmittel. In Zeiten der voranschreitenden Digitalisierung sollte jeder einen geeigneten Weg finden, um sich von den Gewohnheiten und Annehmlichkeiten, die Smartphone, Tablet & Co. so mit sich bringen, frei zu machen. Die Welle immer intelligenter und autonomer werdender Technologien lässt sich damit zwar nicht aufhalten, uns jedoch ein spürbar gesünderes Verhältnis zu ihr entwickeln.
Insbesondere für Fach- und Führungskräfte ist der Umgang mit der ständigen Erreichbarkeit ein wichtiges Thema. Für sie ist ein gesundes Nutzungsverhalten mobiler Geräte unerlässlich. Die Nachfrage nach Seminaren, Vorträgen und Camps zum Thema Digital Detox ist dementsprechend hoch.
Zudem schützen inzwischen einige fortschrittliche Unternehmen ihre Mitarbeiter und damit ihre wichtigste Ressource, indem die E-Mail-Server nach Feierabend bis zu Arbeitsbeginn abgeschaltet werden oder der Zugang zum dienstlichen
E-Mail-Postfach an den Wochenenden, Feiertagen und während des Urlaubs komplett verwehrt bleibt.