Leben ohne Fleisch: Wie gesund ist vegan?
Von Christian Schlieker

Was haben Boris Becker, Brigitte Bardot und Bill Clinton gemeinsam? Sehr wenig – doch sie alle würden im wahrsten Wortsinn keiner Fliege etwas zuleide tun. Sie sind fleischlos glücklich und ernähren sich rein pflanzlich. In Deutschland gibt es schätzungsweise acht Millionen Vegetarier – Tendenz steigend. Davon sind etwa 700.000 Veganer. Im Gegensatz zu Vegetariern verzichten sie nicht nur auf Fleisch, sondern auf sämtliche Lebensmittel tierischen Ursprungs – also auch auf Eier, Milchprodukte oder Honig. Als Grund geben sie nicht nur den Schutz von Umwelt und Natur an. Die vegane Ernährung soll schlank, energiegeladen und gesund machen. Wer’s ausprobieren will, sollte aber wissen, dass Veganer eher kränker als gesünder werden. Dies ist zumindest der Tenor einer chinesischen Untersuchung.
„Wer vegan isst, sollte öfter zum Arzt“: Was vegane Ernährung mit dem Körper macht
Wer sich vegetarisch ernährt, hat in der Regel ein geringeres Risiko Herzkreislaufleiden zu bekommen als „Allesesser“. Doch für Veganer scheint dies nicht zuzutreffen – im Gegenteil. Veganern droht eine Unterversorgung mit wichtigen Nährstoffen, darunter nicht nur Zink, Kalzium und Eisen, ein Großteil der Veganer hat vor allem nicht ausreichend Vitamin B12 und Omega-3-Fettsäuren im Blut. Beide Veränderungen erhöhen auf Dauer das Risiko für Gefäßerkrankungen. Zu diesem Ergebnis kommt der chinesische Wissenschaftler Duo Li von der Zhejiang-Universität in einer Übersichtsarbeit, die im Fachmagazin Journal of Agricultural and Food Chemistry erschienen ist. Der Grund: Vitamin B12 ist natürlicherweise besonders in Meeresfrüchten, Milch und Eiern enthalten, Omega-3-Fettsäuren finden sich in Fischen und Ölen. Werden diese Substanzen nicht von außen zugeführt, sinkt die Konzentration des HDL-Cholesterins im Blut. Das High Density Lipoprotein, kurz HDL, ist das sogenannte „gute“ Cholesterin. Es löst das „schlechte“ Cholesterin aus den Wänden der Blutgefäße heraus und transportiert es in die Leber, wo es recycelt oder abgebaut wird. Somit schützt das „gute“ HDL-Cholesterin die Blutgefäße vor Arteriosklerose. Daher gilt: Je höher der Wert des guten HDL-Cholesterins im Blut ist, desto besser. Ein niedriger Wert dagegen begünstigt sowohl atherosklerotische Gefäßveränderungen als auch die Thromboseentstehung und stellt daher einen Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall dar.
Über diese Risiken sollten Menschen, die sich vegan ernähren, aufgeklärt werden. Außerdem rät Studienautor Duo Li Veganern, sich regelmäßig beim Arzt durchchecken zu lassen, um mögliche Defizite frühzeitig zu erkennen. Auch der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Claus Leitzmann, der seit mehr als 30 Jahren Vegetarier ist, hält eine rein vegane Ernährung „nicht für richtig empfehlenswert“. Nur wer viel über Nahrungsmittel und deren Nährstoffe wisse, könne sich vor Mangelerscheinungen schützen.