Bandscheibenvorfall
Von Jessica Franke
Rund 180.000 Menschen jährlich erleiden einen Bandscheibenvorfall. Ist die Diagnose gestellt, muss schnell gehandelt werden, um Folgeschäden zu vermeiden. Eine Operation ist dennoch nicht immer erforderlich. Mit konventionellen Mitteln lassen sich die Muskulatur stärken und die Schmerzen lindern.
Wenn die Stoßdämpfer nicht mehr richtig funktionieren –Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls
Viele Bandscheibenvorfälle bleiben unbemerkt. Sie können aber auch starke Schmerzen verursachen, im schlimmsten Fall sogar zu Lähmungen und anderen Beschwerden führen. Von welchen Symptomen ein Bandscheibenvorfall begleitet wird, hängt davon ab, wo er auftritt und ob Druck auf Nervenwurzeln im Rückenmark ausgeübt wird. Werden keine Nerven eingeklemmt, kann der Vorfall ohne Schmerzen verlaufen. Dann muss er auch nicht behandelt werden.
Ein Bandscheibenvorfall kündigt sich häufig an. Egal ob sich die Schmerzen langsam ausbreiten oder ruckartig mit einem Mal: Haben sie sich erst einmal breit gemacht, schmerzt jede noch so kleine Bewegung. Sogar Husten und Niesen werden zur Qual und sorgen für einen schmerzhaften Stoß im Rücken. Die Muskulatur, welche die Wirbelsäule stützt, verhärtet sich und fühlt sich steif an. Die meisten Patienten nehmen dadurch eine Schonhaltung ein.
Definition
Bei einem Bandscheibenvorfall handelt es sich um eine Erkrankung der Wirbelsäule, bei der Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal vortreten. Der Faserknorpelring der Bandscheibe wird dabei teilweise oder vollständig durchgerissen. Nicht immer ist eine Überbelastung die Ursache, auch ohne äußeren Anlass kann ein Bandscheibenvorfall auftreten. Das Krankheitsbild ist durch starke Schmerzen im Rücken gekennzeichnet, die bis in die Extremitäten strahlen und sogar mit einem Taubheitsgefühl bis hin zur Lähmung im Bereich der eingeklemmten Nervenwurzel einher gehen können. Die Behandlung erfolgt in der Regel konventionell. In schweren Fällen muss jedoch operativ behandelt werden.
Auf die schiefe Bahn geraten –Ursachen und Krankheitsverlauf eines Bandscheibenvorfalls
Der weiche Gallertkern der Bandscheibe besteht zu 80 % aus Wasser und wird von einem Ring aus Faserknorpel gehalten. Wie Puffer liegen die Bandscheiben zwischen unseren Wirbeln. Insgesamt dreiundzwanzig dieser Platten schützen unseren Rücken vor den zahlreichen Belastungen, denen er jeden Tag ausgesetzt ist und halten ihn flexibel.
Oft geht einem Bandscheibenvorfall ein Verschleiß der Bandscheibe voraus. Mit der Zeit trocknet der weiche Gallertkern aus, der Faserring wird rissig und spröde. Durch Überbelastung kann der Kern verrutschen und so auf den Faserring drücken, so dass dieser schließlich reißt. Tritt der Gallertkern dann in den Wirbelkanal und übt Druck auf die Nervenwurzeln im Rückenmark aus, kommt es zu den Schmerzen, die je nach Lage der Bandscheibe auch in Arme und Beine strahlen können. Hohe Belastungen wie schweres Heben oder eine falsche Haltung begünstigen diesen Vorgang. Damit ist ein Bandscheibenvorfall keine reine Alterserscheinung, sondern kann auch bei Menschen auftreten, die zum Beispiel an Übergewicht leiden oder im Alltag viel sitzen und wenig Sport treiben.
Wenn es im Rücken ziept und zerrt –Die Diagnose von Bandscheibenvorfällen
Ein Bandscheibenvorfall ist durch starke Rückenschmerzen charakterisiert. Mit jeder Bewegung verstärken sich die Schmerzen. Aus diesem Grund nimmt der Arzt eine gründliche Anamnese vor, bei der folgende Fragen zu klären sind:
- Wo tritt der Schmerz auf und wie lässt er sich beschreiben?
- Seit wann besteht der Schmerz?
- Strahlt der Schmerz in die Beine oder Arme aus?
- Tut Niesen, Husten oder Pressen besonders weh?
- Lässt der Schmerz nach, wenn Sie sich bewegen?
- Kribbeln Ihre Beine oder fühlen sie sich taub an?
- Haben Sie Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang?
Durch neurobiologische Untersuchungen kann der Arzt feststellen, welche Nervenwurzel betroffen und womöglich eingeengt ist. Daraus lässt sich schließen, auf welcher Höhe die Erkrankung aufgetreten ist. In Röntgenbildern ist ein Bandscheibenvorfall nicht immer eindeutig zu erkennen. Allerdings sieht man anhand der Bilder, ob sich die Höhe der Bandscheiben verändert hat und die Wirbelkörper näher beieinander liegen. Mittels Computertomografie (CT) und die Magnet-Resonanz-Tomografie MRT kann ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert werden. Diese Verfahren zeigen an, in welchem Bereich der Vorfall aufgetreten ist und in welche Richtung sich die Bandscheibe verschoben hat.
Der Bandscheibe auf den Grund gegangen –Die Therapie von Bandscheibenvorfällen
Bandscheibenvorfälle können in den meisten Fällen konventionell therapiert werden. Bei andauernden Symptomen und zunehmender Lähmung kann allerdings ein chirurgischer Eingriff notwendig werden.
Akute Schmerzen lassen sich mit schmerz- und entzündungslindernden Mitteln bekämpfen. Außerdem hilft Wärme an der betroffenen Stelle, die Durchblutung zu fördern und die Muskulatur zu lockern, womit Schmerzen gelindert werden können. Auch wenn jede Bewegung schwer fällt und bei der konventionellen Behandlung Schonung empfohlen wird, Bettruhe ist in der Regel nicht nötig. Ganz im Gegenteil. Langfristig müssen Bandscheibenvorfälle durch gut trainierte Muskeln entlastet werden. Ein Physiotherapeut kann geeignete Übungen zur Stärkung der Rücken- und Bauchmuskulatur zeigen und Hilfestellungen geben, mit denen es Betroffenen gelingt, schmerzarme Bewegungen auszuführen und den Alltag zu bewältigen.
Hilft keine der konservativen Methoden und treten neben den Schmerzen zunehmend Lähmungen auf, kommt eine Operation infrage. Bei einem chirurgischen Eingriff wird der Bandscheibenvorfall entfernt und so die eingeklemmte Nervenwurzel befreit. Der Operation schließt sich eine Rehabilitation an. Ziel dieser Nachsorge ist zum einen die Stärkung der Rumpfmuskulatur. Außerdem werden die Patienten für ein rückengerechtes Verhalten geschult und auf eine Rückkehr ins Arbeitsleben vorbereitet.
Gewusst wie es geht –Vorbeugung von Bandscheibenvorfällen
Ein Bandscheibenvorfall lässt sich am besten durch Bewegung vorbeugen. Denn mit Sport kann die Rückenmuskulatur gestärkt und der Rücken entlastet werden. Der Wechsel zwischen Be- und Entlastung fördert die Ernährung der Polster und hält die Wirbel flexibel. Besonders geeignet sind Sportarten wie Aerobic, Laufen, Schwimmen und Tanzen. Einige Sportvereine und Krankenkassen bieten spezielle Rückengymnastiken an. Dort finden unter anderem Rückenschulungen statt, in der Patienten ein rückenfreundliches Verhalten erlernen können.
Bitte beachten Sie: Diese Informationen dienen der Orientierung für Betroffene und Interessierte und können bei der Vorbereitung des Arzt-Patientengespräches behilflich sein. Ein Arztbesuch lässt sich so allerdings nicht ersetzen. Der Arzt kann am besten auf die individuelle Situation des Patienten eingehen und diese behandeln.