Medipresse - Endometriose
Von Jasmin Schumacher
Oft bleibt eine Endometriose lange unbemerkt. Darüber ist eine große Spannbreite von leichten bis sehr starken Beschwerden möglich. Je nachdem, wo die Endometriose angesiedelt ist, sind unterschiedliche Beschwerden möglich. Häufige Ansiedelungsgebiete sind die Eierstöcke, die Gebärmutterwand, das Bauchfell im Becken oder andere Organe im Bauchraum wie Blase oder Darm. Viel seltener sind bauchferne Organe wie beispielsweise die Lunge betroffen.
Schmerzen im Unterleib?Eine eindeutige Zuordnung der Ursache ist schwierig, denn alle genannten Symptome können auch andere Auslöser haben. Am deutlichsten deuten die zyklisch auftretenden Unterleibsschmerzen mit schwankender Stärke im Monatsverlauf auf die Erkrankung hin. Typisch ist ein Maximum kurz vor oder zu Beginn der Monatsblutung und ein abflachen im Nachfeld.
Der Hintergrund für diese Beschwerden ist einfach zu erklären. Denn alle Gebärmutterschleimhautzellen reagieren auf die weiblichen Geschlechtshormone und wachsen im Monatsverlauf, um bei einer möglichen Befruchtung ein Ei aufzunehmen. Bleibt die Befruchtung aus, wird die Schleimhautschicht wieder abgebaut - im Rahmen der Monatsblutung. Auch Gebärmutterschleimhautzellen außerhalb der Höhle sind diesem Zyklus unterworfen, wodurch es jeden Monat zu Blutungen kommt. Da das Blut in der Regel nicht abfließen kann, muss es vom Körper an Ort und Stelle abgebaut werden. Dabei kann es zu Reizungen oder Entzündungen kommen.
Verwachsungen oder Nervenreizungen können auch anhaltende Beschwerden auslösen. Die Stärke der Beschwerden hängt nicht unbedingt mit Größe oder Anzahl der Endometriosen zusammen. Vielmehr der Ort, wo sich das Gewebe angesiedelt hat, und wie sehr die Endometriose dort stört dafür entscheidend, ob und wie stark die Symptome sind.
Endometriosen an den Eileitern können zu Verklebungen führen. Dadurch kann die Eizelle unter Umständen die Gebärmutter nicht ungehindert erreichen. Die Folge kann Unfruchtbarkeit sein.
Definition
Endometriose ist eine gutartige, chronische Erkrankung von Frauen im gebärfähigen Alter, bei der sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle im Unterleib ansiedelt und meist mit Schmerzen einhergeht.
Was genau die Symptome auslöst, ist bisher nicht wissenschaftlich geklärt. Zwei unterschiedliche Theorien versuchen, die Entstehung von Endometriosen zu erklären:
Theorie 1
Diese Theorie verfolgt den Ansatz, dass Gebärmuttergewebe vom eigentlichen Bestimmungsort - der Gebärmutterhöhle - an andere Stellen im Bauchraum transportiert wird und sich dort ansiedelt. Denkbar ist dies im Rahmen der Monatsblutung, wenn die abgelöste Gebärmutterschleimhaut nicht komplett über die Scheide abfließt, sondern in umgekehrter Richtung in den Bauchraum gelangt. Auch ein Transport über Blutbahn und Lymphsystem ist theoretisch denkbar sowie eine Übertragung im Rahmen einer Operation.
Theorie 2
Diese Theorie geht davon aus, dass sich Schleimhautzellen außerhalb der Gebärmutterhöhle neu bilden. Basis hierfür könnten Zellen, die in der Entwicklungsphase im Mutterleib aus dem gleichen Ursprungsgewebe wie die Gebärmutterschleimhaut entstanden sind.
Eine familiäre Häufung lässt zudem eine genetische Veranlagung vermuten.
Mit der Anzahl der Monatsblutungen steigt das Risiko für eine Endometriose. Aus diesem Grund sind ein frühes Einsetzen der Monatsblutung und eine kurze Blutungsdauer Risikofaktoren für das Auftreten einer Endometriose, da eine Frau im Laufe ihres Lebens in beiden Fällen mehr Zyklen als der Durchschnitt durchläuft.
Wann entdeckt der Arzt eine Endometriose?Vorgespräch
Die Diagnose stellt üblicherweise der Frauenarzt. Hat der Arzt die Vermutung, dass eine Endometriose vorliegt, wird er sich zunächst danach erkundigen, ob bei nahen Verwandten wie beispielsweise der Mutter oder der Schwester eine ähnliche Diagnose gestellt wurde.
Nach dem Gespräch wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Folgende Methoden sind üblich:
Abtasten
Zunächst tastet der Frauenarzt Scheide, Bauchdecke und den Darmausgang ab, um mögliche Ansiedelungen an diesen Stellen zu lokalisieren.
Ultraschall
Um größere Bereiche abdecken zu können, kann eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden. Diese kann durch die Scheide erfolgen oder von außen über den Bauch. Hierbei kann der Arzt größere Endometriose-Herde lokalisieren, kleinere Ansiedelungen können mit dieser Methode in der Regel nicht entdeckt werden.
Laparoskopie (Bauchspiegelung)
Will der Arzt wirklich sicher gehen, ob und wenn wo sich Gebärmuttergewebe angesiedelt hat, wird eine Bauchspiegelung durchgeführt. Der medizinische Fachbegriff für diese Operationsmethode ist Laparoskopie. Das Vorgehen: Über kleine Hautschnitte in der Bauchdecke werden schmale, bildgebende Instrumente in den Bauchraum eingeführt. Der Arzt kann dadurch einen Blick unter die Bauchdecke werfen und diesen nach möglichen Ansiedelungen absuchen. Parallel entnimmt er Gewebeproben, die im Labor untersucht werden können. Möchte die Patientin schwanger werden, kann der Arzt bei dieser Methode auch untersuchen, ob die Eileiter frei passierbar sind. Je nach Größe und Lokalisation kann Gebärmuttergewebe während des Eingriffs direkt entfernt werden.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Ob eine Therapie nötig ist, muss im Einzelfall entschieden werden, je nachdem wie stark die Symptome den Betroffenen beeinträchtigen. Wird auf eine Therapie verzichtet, sollte der behandelnde Arzt regelmäßig zur Kontrolle aufgesucht werden.
Wichtig zu wissen: bei der Endometriose handelt es sich um eine chronische Erkrankung. Auch nach einer erfolgreichen Behandlung kann sich erneut Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Höhle ansiedeln.
Welche Therapie geeignet ist, entscheidet der behandelnde Arzt. Je nachdem wie alt die Patientin ist und ob sie sich noch Kinder wünscht, bieten sich unterschiedliche Therapieoptionen an. Generell gilt: Je früher mit der Therapie begonnen wird, desto besser.
Medikamentöse Behandlung
Mehrere Medikamentengruppen können zur Behandlung einer Endometriose zum Einsatz kommen.
Hormonelle Verhütungsmittel oder Hormonpräparate
Künstlich zugeführte Hormone können die Wirkung der körpereigenen Geschlechtshormone dämpfen. Die Zufuhr kann über die Einnahme von Medikamenten oder das Einsetzen einer Spirale erfolgen. Das Ziel: Die Endometriose wird dadurch sozusagen auf „Eis gelegt“ und kann unter Umständen eintrocknen und sich zurückbilden. Wichtig zu wissen: Die Wirkung hält nur so lange an, wie die Medikamente eingenommen werden. Danach ist meist wieder alles beim Alten. Hormonpräparate sind somit keine dauerhafte Lösung. Auch der Einsatz als Vorbereitung auf eine OP und als begleitende Maßnahmen zu chirurgischen Verfahren ist möglich.
Schmerzmittel und Krampflöser
Schmerzstillende und krampflösende Medikamente können die Symptome lindern. Dies sollte jedoch keine Dauerlösung sein, da Schmerzmittel mit Nebenwirkungen einhergehen, die auf Dauer zu ernsthaften Schädigungen führen können. Eine Alternative kann die Behandlung der Schmerzen in einer Schmerzambulanz sein, wo mit unterschiedlichen Disziplinen (Schmerztherapie, Anästhesie, Psychotherapie, Physiotherapie und ggf. komplementäre Medizin) ein gemeinsames Konzept zur Schmerzreduktion erarbeitet wird.
Operative Behandlung
Wenn die Beschwerden eine kausale Behandlung nötig machen, ist eine Operation gefragt. Das Thema Kinderwunsch kann ebenfalls Anlass für eine Operation sein, da die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden nach der OP häufig höher ist.
Laparoskopie
Eine Bauchspiegelung, genannt Laparoskopie, wie sie zur Diagnosestellung bereits beschrieben wurde, ist in der Regel die Methode der ersten Wahl. Bei diesem minimalinvasiven Verfahren kann Gewebe entfernt oder verödet werden (mit Laser oder Strom).
Laparotomie
Ist die Endometriose stark ausgedehnt und beeinträchtigt wichtige Organe, z.B. Niere oder Blase, kann auch ein Eingriff mit Bauchschnitt nötig sein. Dies sollte gut geplant und vorbereitet und nur von erfahrenen Operateuren durchgeführt werden. Ist die Familienplanung bereits abgeschlossen kann bei entsprechender Notwendigkeit über die Entfernung von Gebärmutter, Eileitern der Eierstöcken nachgedacht werden.
Die Europäische Endometriose Liga hilft dabei, einen Frauenarzt in der Nähe zu finden, der mit dem Krankheitsbild Erfahrung hat.
Neben den körperlichen Auswirkungen kann eine Endometriose-Erkrankung und deren Symptome für die betroffene Frau auch psychisch sehr belastend sein. Hier kann der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe helfen oder ein Gespräch mit Personen, die langjährige Erfahrung mit der Erkrankung und Betroffenen haben. Beides bietet die Endometriose Vereiningung Deutschland e.V.
Bitte beachten Sie: Diese Informationen dienen der Orientierung für Betroffene und Interessierte und können bei der Vorbereitung des Arzt-Patientengespräches behilflich sein. Ein Arztbesuch lässt sich so allerdings nicht ersetzen. Der Arzt kann am besten auf die individuelle Situation des Patienten eingehen und diese behandeln.