Medipresse - Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
ADHS steht für Aufmerksamkeits- defizit- und Hyperaktivitäts- störung. Das bedeutet: Die Betroffenen leiden unter Aufmerksamkeits- und Konzentrations- schwierigkeiten sowie unter einem starken Bewegungsdrang, der Hyperaktivität. Auch das Auftreten einer alleinigen Aufmerksamkeitsschwäche ohne Hyperaktivität ist möglich, man spricht dann von ADS. Wird die Störung erkannt, hilft dies meist allen Beteiligten: Den Kindern, vor allem aber auch ihren Eltern und ihrem sozialen Umfeld. Denn der Umgang mit ADHS-Betroffenen ist nicht immer einfach.
Die SymptomeSymptome von ADHS treten in der Regel bereits im Kindergarten oder in der Grundschule auf. Ein charakteristisches Symptom von ADHS ist ein übermäßiger Bewegungsdrang. Möglich sind auch plötzliche, oft aggressive Durchbrüche. Aufgaben, die eine hohe Konzentration erfordern, stellen für Betroffene ein großes Problem dar, da sie sich schnell und oft ablenken lassen und nur sehr schwer oder gar nicht für längere Zeit mit einer Aufgabe beschäftigen können. Zudem haben Betroffene Probleme, sich selbst zu organisieren, so dass Situationen ohne vorgegebene Struktur meist nicht sinnvoll genutzt werden können. Vorgegebene Regeln werden häufig eher unabsichtlich gebrochen. Hinzu kommt, dass Betroffene diastanzlos sind und dadurch bei ihrem Umfeld eher unbeliebt. Die Symptome können zu einer verminderten Hirnleistung, sowie zu einer Verzögerung der motorischen und sozialen Reifung führen.
ADHSDie Symptome im Überblick:
Aber nicht jedes Kind, das gelegentlich unkonzentriert, unruhig und laut ist, hat gleich ADHS. Betroffen sind etwa fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen, das entspricht etwa einem Kind pro Schulklasse.
Und: Betroffene Kinder haben häufig auch besondere positive Eigenschaften. Sie können hilfsbereit, lustig, kreativ, fürsorglich, sensibel, gutmütig, nicht nachtragend und begeisterungsfähig sein.
Definition: Von einer Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) spricht man, bei gesteigerter Aktivität und Impulsivität gepaart mit einer Aufmerksamkeitsstörung und vermindertem Durchhaltevermögen. Handelt es sich um eine reine Aufmerksamkeitsstörung spricht man vom Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS).
Die UrsachenWas genau ADHS auslöst, ist noch nicht endgültig geklärt. Sicher ist jedoch, dass ADHS auf einer Störung des Stoffwechsels bestimmter Botenstoffe im Gehirn beruht. Diese kann durch Geburts- und Schwangerschaftskomplikationen sowie Alkoholkonsum und Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft ausgelöst werden. Als Hauptursache gilt aber eine Veranlagung, die zu 60 bis 70 Prozent vererbt wird. Eltern müssen sich also nicht vorwerfen, sie hätten die Kinder falsch erzogen. Ihr Verhalten kann sich allerdings positiv auf die Erkrankung auswirken. So helfen Eltern ihren Kindern durch liebevolle Zuwendung, in dem sie sich Zeit nehmen und durch Einführen klarer Regeln im Alltag.
Schwierige Lebensumstände – z.B. Probleme im Elternhaus, fehlende Geborgenheit oder starker Leistungsdruck – beeinflussen die Erkrankung dagegen negativ. Auch übermäßiger Fernsehkonsum steht in der Diskussion, die Entstehung von ADHS zu begünstigen. Vermutet wird dabei eine Störung der motorischen und sensorischen Entwicklung.
Generell ist eine genaue Unterteilung in Ursachen und Symptome bei ADHS schwierig. Denn häufig treten durch die Erkrankung soziale Probleme auf. Eine konkrete Rekonstruktion, was zuerst da war – die Erkrankung oder die Probleme – und ob es sich dabei letztlich um eine Ursache oder ein Symptom handelt, ist schwierig. Dasselbe gilt für Probleme im sozialen Umgang und Leistungsstörungen.
Die DiagnoseBei der Diagnose sind die parallel auftretende Aufmerksamkeitsschwäche und Hyperaktivität in allen Lebenssituationen und anhaltend über mindestens 6 Monate entscheidend. Leistungstests beispielsweise werden von ADHS-Patienten in der Regel vorzeitig abgebrochen. Im Vergleich mit Gleichaltrigen fallen Betroffene durch folgende Merkmale auf:
Die Diagnose wird üblicherweise vom Kinder- und Jugendpsychiater mit Hilfe von Gesprächen und Konzentrationstests gestellt. Zusätzlich kann ein Logopäde gegebenenfalls eine Lese- und Rechtschreibschwäche feststellen.
Bei Erwachsenen stellt sich häufig die Problematik, dass die Diagnose durch Folgeerkrankungen wie beispielsweise eine Sucht erschwert wird.
Therapie bei ADHSADHS kann psychotherapeutisch und/oder medikamentös behandelt werden. Die Psychotherapie beinhaltet folgende Maßnahmen:
Bei Erwachsenen wird eine möglichst lang angelegte Verhaltenstherapie empfohlen unter Einbeziehung des Umfeldes.
Eine medikamentöse Therapie ist sehr genau abzuwägen. Das Für und Wider sollte mit einem Facharzt besprochen werden. Bei den entsprechenden Medikamenten handelt es sich um amphetaminartige Substanzen, die über eine paradoxe Wirkung mittelfristig eine Beruhigung erreichen. Häufig bedeutet die Medikation eine Erleichterung für die Patienten, da ihr Denken und Handeln geordneter ist und sie somit im Alltag besser klarkommen. Typische Präparate sind: Methyphenidat (beispielsweise Ritalin) oder Modafinil (z.B. Vigil).
Die PrognoseDie Störung an sich kann nicht geheilt werden, die Symptome verschwinden bei etwa 50 Prozent jedoch in der Regel mit der Pubertät, weil das Gehirn während dieser Zeit umgebaut wird. Der Verlauf hängt aber sehr stark davon ab, inwieweit der Betroffene von seinem sozialen Umfeld aufgefangen wird. Gelingt dies nicht, haben sie auch als Erwachsene mit ADHS zu tun. Dabei verändern sich auch die Symptome. Die Hyperaktivität tritt in den Hintergrund. Oft treten Folgeerkrankungen wie eine Sucht oder Dissozialität (fehlende Fähigkeit, sich in die bestehende Gesellschaft einzuordnen) auf.
Mehr zu ADHS im Erwachsenenalter finden Sie in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) unter www.dgppn.de.
Bitte beachten Sie: Diese Informationen dienen der Orientierung für Betroffene und Interessierte und können bei der Vorbereitung des Arzt-Patientengespräches behilflich sein. Ein Arztbesuch lässt sich so allerdings nicht ersetzen. Der Arzt kann am besten auf die individuelle Situation des Patienten eingehen und diese behandeln.