Medipresse - Schlaf-Apnoe
Von Thorsten Dargatz
Die meisten wissen gar nichts davon und genau das macht die Krankheit so gefährlich. Knapp eine Million Menschen in Deutschland leiden unter Schlaf-Apnoe. Ihnen bleibt im wahrsten Sinne des Wortes nachts die Luft weg, bis zu zwei Minuten, bis zu 100-mal, Nacht für Nacht. Übersetzt bedeutet „A-Pnoe“ nämlich soviel wie „ohne Luft“. Unbehandelt kann eine Schlaf-Apnoe der Gesundheit massiv schaden: Betroffene schlafen weniger entspannt, weil die wichtige Tiefschlafphase zu kurz ausfällt. Es kann zu einem Sauerstoffmangel im Blut kommen. Dem Herz-Kreislauf-System fehlt die nötige Regeneration – so steigt auch die Gefahr für Schlaganfall, Herz- und Gefäßkrankheiten. Weitere Probleme, die im Laufe der Zeit auftreten können: Migräne und Impotenz.
Die Symptome: Mit etwas Glück weist der Bettpartner Betroffene auf die Probleme hin. „Schatz, Du hältst nachts immer die Luft an“. Denn symptomatisch für die Schlaf-Apnoe ist lautes Schnarchen mit dazwischen liegenden Atemstillständen: Das Schnarchen wird plötzlich unterbrochen; dann entsteht völlige Stille – Atemstillstand. Die Dauer dieser Atemaussetzer kann von wenigen Sekunden bis zu mehr als zwei Minuten reichen!
Doch was tun, wenn man alleine schläft? Typisches Symptom für eine Schlaf-Apnoe ist eine bleierne Müdigkeit tagsüber. Aber auch unerklärliche Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen oder Bluthochdruck sowie Verspannungen gleich nach dem Aufstehen können tagsüber auftreten. Während der Atemaussetzer meldet das Gehirn Erstickungsgefahr. Ohne das Betroffene es merken, schrecken sie in der Nacht immer wieder kurz auf. Die daraus resultierende Müdigkeit tagsüber ist auch beim Autofahren gefährlich. Wer unter Schlaf-Apnoe leidet, ist sechsmal häufiger in Unfälle verwickelt, als Menschen, die keine Atemstillstände haben.
Blockierte Atemwege, Übergewicht und AlkoholBei jedem Menschen erschlafft während des Schlafs die Atemmuskulatur. Dabei kommt es zu einer Rückverlagerung der Zunge und einer Engstellung des Rachenraums. Schuld sind meist verengte obere Atemwege bedingt durch ein zu weiches Gewebe, Fettablagerungen oder ein ungünstiger Körperbau. Bei Menschen mit Schlaf-Apnoe rutscht die Zunge so weit nach hinten, dass sie die Atemwege blockiert. Betroffen sind oft Übergewichtige oder Menschen, die abends Alkohol trinken.
Diagnose: Ärzte können die Diagnose heute mit tragbaren Messgeräten stellen. Damit können Betroffene im heimischen Bett die Sauerstoffsättigung im Blut messen. Besteht der Verdacht auf eine Schlaf-Apnoe ist der Besuch in einem Schlaflabor nötig.
Neue Therapie bei Schlafapnoe:Zur Standardbehandlung gehört mittlerweile eine spezielle Überdruckbeatmung. Die so genannte CPAP-Maske presst Umgebungsluft mit erhöhtem Druck in die Nase. Durch den Druck bleibt die Rachenpartie offen, der Körper bekommt genug Sauerstoff und das nächtliche Panikerwachen bleibt aus. Patienten brauchen meist ein paar Tage, um sich an das Gerät zu gewöhnen, können dann aber völlig normal und ruhig schlafen.
Ganz neu: Ein Zungenschrittmacher soll nächtliches Schnarchen und Atemaussetzer künftig verhindern – zumindest bei manchen Patienten. Unter dem Schlüsselbein implantiert, misst das Gerät mittels eines Sensors zwischen den Rippen den Druck der Lunge. Kurz vor dem Einatmen sendet es per Kabel ein Signal an einen Hirnnerv unter der Zunge. „Diese Stimulation verhindert das Erschlaffen der Zungenmuskulatur“, sagt Schlafmediziner Dr. med. Joachim Maurer von der Universitäts-HNO-Klinik Mannheim. „Der Patient atmet dadurch im Schlaf wieder regelmäßig“. Die Therapie könne jedoch nur bei ein bis zwei Prozent aller Betroffenen angewendet werden.
Selbsthilfe: Vielen Betroffenen hilft es schon, abends auf Alkohol zu verzichten. Auch Beruhigungs- und Schlafmittel – außer sie werden vom Arzt verordnet – sollten lieber nicht eingenommen werden. Denn sowohl Alkohol als auch die Medikamente beeinträchtigen das optimale Zusammenspiel der Rachenmuskeln. Übergewichtige sollten versuchen abzunehmen.
Bitte beachten Sie: Diese Informationen dienen der Orientierung für Betroffene und Interessierte und können bei der Vorbereitung des Arzt-Patientengespräches behilflich sein. Ein Arztbesuch lässt sich so allerdings nicht ersetzen. Der Arzt kann am besten auf die individuelle Situation des Patienten eingehen und diese behandeln.