Medipresse - Schlafstörungen
Einfach das Licht ausschalten, die Augen schließen und in Morpheus Arme sinken – viele Menschen können davon nur träumen. Laut den neusten Zahlen, leiden mindestens 3,8 Millionen Bundesbürger unter behandlungsbedürftigen Schlafstörungen. Mittlerweile kennt die Schlafmedizin mehr als 80 unterschiedliche Ursachen für Schlafstörungen. Deshalb ist in den meisten Fällen auch eine umfassende Diagnose nötig. Doch Schlafmediziner machen Hoffnung: Nur etwa acht Prozent der Schlafgestörten sind auch längerfristig behandlungsbedürftig.
Die Symptome: Was kaum jemand weiß: Nicht die Dauer der Nachtruhe ist entscheidend, denn die ist bei jedem Menschen unterschiedlich lang. Sie variiert zwischen sechs und acht Stunden. Viel wichtiger ist die Leistungsfähigkeit am Tag. Wer sich mehrmals wöchentlich über längere Zeit tagsüber wie gerädert fühlt, sich nur schlecht konzentrieren kann und sogar ab und zu einnickt, sollte einen Arzt aufsuchen. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt. Dieser entscheidet dann über den Besuch in einem Schlaflabor. Wie bei allen gesundheitlichen Problemen, sollte auch bei Schlafstörungen schnell gehandelt werden. Denn je länger das Problem besteht, desto schwieriger gestaltet sich die Therapie.
Anspannung, Stress, Sonntagnacht-Schlaflosigkeit:Die Ursachen: Das größte Problem heutzutage: Die Grenzen zwischen Tag und Nacht verschwimmen immer mehr. 24-Stunden-Fernsehprogramm, nächtliche Internet-Chats, Kneipen, die bis zum frühen Morgen geöffnet haben. Der Körper weiß dann nicht einfach nicht mehr, wann es Zeit ist, auf Ruhe zu stellen. Deshalb sollte man abends einen Gang runterschalten, damit sich der Körper auf den Schlaf einstellen kann.
Schlafforscher wissen zudem: Vor allem in der Nacht von Sonntag auf Montag werden viele von Einschlafstörungen geplagt. Warum? Während wir in der Woche meist zur selben Zeit aufstehen und ins Bett gehen, schlafen wir am Wochenende häufig aus. Folge: Am Sonntagabend ist man nicht mehr ausreichend müde; es hat sich nicht genügend natürlicher Schlafdruck aufgebaut. Ein Phänomen, dass Mediziner Sonntagnacht-Schlaflosigkeit nennen.
Ein weiteres Problem: Viele verdrängen am Wochenende beruflichen Stress. Am Sonntagabend kommen jedoch alle Sorgen wieder hoch. Besonders Frauen neigen zum nächtlichen Grübeln und erschweren einen gesunden Schlaf. Und Anspannung und Stress sind aus medizinischer Sicht die größten Feinde des Schlafs.
Aber auch Erkrankungen können zu Schlaflosigkeit führen. Dazu gehören Probleme mit der Schilddrüse, hormonelle Störungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Schmerzen, Rheuma, Krebs, Epilepsie, Demenz sowie Nieren- und Magen-Erkrankungen.
Wie Sie es schaffen, erholsamen Schlaf zu finden:Therapie: Den meisten Menschen hilft bereits das Wissen darüber, welche Schlaf fördernden Maßnahmen es gibt und was genau im Schlaf eigentlich vor sich geht, um in der Nacht zur Ruhe zu kommen. Hilfreich sind Rituale, also die immer gleiche Reihenfolge von Erledigungen wie leichtes Abendessen, Fernsehen, Körperpflege, lesen und dann schlafen. Vielen hilft ein Spaziergang etwa drei Stunden vor dem Zubettgehen – denn dieser baut Stress ab.
Eine weitere wichtige Therapiemaßnahme ist die so genannte Schlafhygiene. Der Schlaf sollte einer der schönsten Zustände des Lebens sein. Schlafgestörte müssen lernen, ihn zu genießen. Das fängt schon bei unseren Kindern an. Sie müssen nicht ins Bett – sie dürfen. Das Bett darf keine Strafe sein. Ganz entscheidend: Man sollte erst dann zu Bett gehen, wenn man wirklich müde ist. Oft sind es aber auch ganz banale Ursachen, die den Schlaf rauben. Die Umgebung zu heiß oder zu kalt (ideal sind etwa 18 Grad), die Bettdecke zu schwer, die Matratze hängt durch oder ist zu hart. Bei der Schlafunterlage ist wichtig: Weder bretthart noch wackelig wie eine Hängematte darf sie sein. Die Unterlage muss sich dem Körper anpassen. Da wir ein Drittel unseres Lebens im Bett verbringen – viel mehr Zeit also, als etwa im Auto – ist die Anschaffung einer guten Matratze eine Überlegung wert.
Helfen kann auch ein Schlaftagebuch. Betroffene sollten ihre Eindrücke aber nicht morgens, sondern kurz vor dem Zubettgehen niederschreiben. Denn der Tag ist genauso wichtig wie die Nacht. Wer tagsüber schlecht drauf ist, immer müde durch die Gegend schleicht, hat auch keine gute Nacht gehabt. Fühlt man sich dagegen pudelwohl, ist davon auszugehen, dass auch die Nacht erholsam war – selbst wenn man glaubt, schlecht geschlafen zu haben. Aber wie viel Schlaf ist erholsam?
Jeder Mensch hat eine individuelle Schlafdauer; konkrete Zeitvorgaben existieren daher nicht. Einige Menschen brauchen zwölf Stunden Schlaf, andere wiederum nur vier. So formuliert es auch die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin in ihren Leitlinie: „Es gibt keine verbindliche zeitliche Norm für die Menge an Schlaf, die erforderlich ist, eine Erholsamkeit zu gewährleisten. Die meisten Menschen kennen aus eigener Erfahrung die Schlafmenge, …“
Insomnien, Hypersomnien, ParasomnienBis heute sind 88 Diagnosen von Schlafstörungen bekannt. Sie lassen sich unterteilen in Insomnien, also Schlaflosigkeit, Hypersomnien, Schläfrigkeit am Tag und Parasomnien. Das sind Störungen, die mit dem Schlaf einhergehen, wie das nächtliche Zähneknirschen, Albträume oder Schlaf-Wach-Störungen, die zum Beispiel bei Schichtarbeit auftauchen. Die meisten dieser Schlafstörungen lassen sich ambulant behandeln, aber manchmal ist auch ein Besuch im Schlaflabor nötig, um die Ursache zu finden. Wer über vier Wochen hinweg an mehr als drei Tagen pro Woche seinen Alltag als sehr beeinträchtigt erlebt, sollte einen Arzt um Rat fragen.
In Deutschland stehen Patienten weit über 200 Schlaflabore zur Verfügung. Die Betroffenen verbringen dort durchschnittlich drei Nächte. Fast eine Stunde dauert es, bis alle Kabel am Körper angebracht sind und mit den Computern verbunden sind. Aufwändig, aber nötig. Denn nur so kommen die Ärzte dem Problem auf die Spur. Gemessen werden Gehirnströme, Augenbewegungen und Muskelspannungen sowie Herzfunktion, Sauerstoffgehalt des Blutes. Auch die Beinbewegungen werden genauestens beobachtet. So ganz nebenbei liefert der Besuch in einem Schlaflabor noch andere wichtige Hinweise: So zeigen Menschen mit Depressionen auffällig viele Traumphasen. Patienten mit Schlafanfällen, so genannte Narkoleptiker, gleiten schneller als Gesunde in die Traumphase. Auch das Problem der Ruhelosen Beine, Fachbegriff Restless legs, unter denen mehr als zwei Millionen Menschen leiden, wird aufgespürt. Mit den richtigen Medikamenten sind die Probleme schnell in den Griff zu bekommen.
Bitte beachten Sie: Diese Informationen dienen der Orientierung für Betroffene und Interessierte und können bei der Vorbereitung des Arzt-Patientengespräches behilflich sein. Ein Arztbesuch lässt sich so allerdings nicht ersetzen. Der Arzt kann am besten auf die individuelle Situation des Patienten eingehen und diese behandeln.