Augen lasern mit dem Femto-Lasik-Verfahren: Brille muss nicht sein!

Sehschwächen beeinträchtigen den Alltag der Betroffenen oft stark. In der Regel sind dann Brille oder Kontaktlinsen die erste Wahl. Wer diese als umständlich oder störend empfindet, kann über eine dritte Option nachdenken: eine Operation mit dem Augenlaser. Zu den gängigsten Verfahren gehört die Femto-Lasik. Die Operation kommt ohne den Einsatz eines Skalpells aus und verbessert die Sehkraft. Der Name des Behandlungsverfahrens ist eine Abkürzung des Begriffs “Laser-Assisted in situ Keratomileusis”. Übersetzt bedeutet das so viel wie „Formen der Hornhaut an Ort und Stelle mithilfe eines Lasers“. Femto beschreibt den für den Eingriff verwendeten Femtosekundenlaser. Wir haben Dr. Omid Kermani, Leiter der Augenklinik am Neumarkt in Köln, zum Behandlungsverfahren und den Vorteilen befragt.
Für welche Patienten kommt eine Femto-Lasik OP in Frage?
Patienten kommen mit dem Wunsch nach Brillenfreiheit zu uns. Um eine Femto-Lasik-Behandlung durchzuführen, gibt es drei Kriterien:
Sehfehlerbereich: Die Kurzsichtigkeit (Myopie) beim Patienten darf maximal bis -10 Dioptrien, die Weitsichtigkeit (Hyperopie) bis maximal +4 Dioptrien ausgeprägt sein. Hornhautverkrümmungen (Astigmatismus) können bis zu 6 Dioptrien korrigiert werden. Überschreitet man die Grenzwerte, stimmt das Risiko-Nutzen-Verhältnis nicht mehr: Die Ergebnisse werden schlechter und es kann häufiger zu Komplikationen kommen.
Lebensalter: Zugelassen ist eine Femto-Lasik ab dem 18. Lebensjahr. Da die Hornhaut im jungen Alter noch etwas weicher und nachgiebig ist, empfehlen wir die Femto Lasik-OP bei höheren Sehfehlern erst ab circa 26 Jahren. Das ist immer eine Einzelfallentscheidung. Nach hinten raus gibt es keine Begrenzung. Es ist zum Beispiel auch möglich, ältere Patienten mit Kunstlinsen nach einem Grauen Star zu behandeln
Beschaffenheit der Hornhaut: Hier sind die Dicke, die Form und ihre Biomechanik entscheidend. Die Hornhaut sollte möglichst kräftig und dick sein – das kann durch eine optische Untersuchung oder Luftimpulse ermittelt werden – gleichmäßig geformt und weder zu steif noch zu elastisch sein.
Was sind die Vorteile gegenüber anderen Therapieoptionen?
Die Femto-Lasik ist unser Gold-Standardverfahren und macht 80 Prozent der Laseroperationen in unserer Praxis aus. Sie ist sehr komplikationsarm und im Gegensatz zur klassischen Lasik-OP mit dem Mikrokeratom (Mikroskalpell) deutlich weiterentwickelt.
Bei der klassischen Methode wird während der Operation ein Flap, also ein Hornhautlamelle, mit einem hobelähnlichen Instrument in die Hornhaut geschnitten. Geht der Schnitt schief, kann es ernsthafte Komplikationen geben. Beim Femto-Sekundenlaser wird kein Schnitt gesetzt, sondern der Flap wird viel mehr in die Hornhaut „hineingeschrieben“. Das funktioniert durch feine Luftblasen, die durch den Laserprozess freigesetzt werden. Geht hier etwas schief, kann ich als Chirurg die Behandlung einfach unterbrechen und die Luftblasen verschwinden von selbst, die Hornhaut ist unverändert wie zuvor. Das bietet den Patienten nicht nur mehr Sicherheit, auch der OP-Vorgang wird dadurch deutlich präziser und ist risikoärmer.
Auch die Wundheilung geht deutlich schneller. Dadurch können die Patienten nicht nur schneller klar sehen, es können auch Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes oder Rheuma behandelt werden, bei denen die Wundheilung normalerweise deutlich erschwert ist.
Andere Methoden wie die Photorefraktive Keratektomie (PRK und Smile) oder implantierbare Kontaktlinsen sind gute Ausweichverfahren (z.B. bei trockenen Augen, sehr jungen Patienten und bei einer dünnen Hornhaut), aber nicht die erste Wahl, da sie mehr Einschränkungen und Risiken haben als die Femto-Lasik. Auch im Vergleich zu klassischen Kontaktlinsen ist das Infektionsrisiko nach einer Femto-Lasik-Operation deutlich geringer.
Wie läuft eine Femto-Lasik-OP für den Patienten ab?
Bevor wir einen OP-Termin mit dem Patienten vereinbaren, erfolgt zunächst ein Quick-Check. Dabei wird die Hornhaut vom Optiker professionell vermessen. Eignet sich die Hornhaut und ist der Patient zusätzlich bereits alt genug für eine Femto-Lasik, folgt im Anschluss eine umfangreiche, circa zwei bis dreistündige Voruntersuchung. Dabei stellen wir sicher, dass das Auge komplett gesund ist. Liegen Vorerkrankungen wie der Graue oder Grüne Star oder Netzhautdefekte vor, kann die OP nicht durchgeführt werden. Im medizinischen Check werden außerdem der Sehnerv, die Netzhaut und der Augenhintergrund sowie die Qualität des Tränenfilms überprüft. Der Patient wird über die Operation aufgeklärt und seine Erwartungen daran werden gemeinsam mit dem behandelnden Arzt besprochen. Gibt der Patient sein Einverständnis, vereinbaren wir einen Termin für die Behandlung.
Am Tag der OP führen wir einen letzten Check-Up durch und der Patient erhält eine Beruhigungstablette. Nach einer halben Stunde wird er in den OP-Raum gebracht und die Behandlung kann beginnen. Mit dem Femto-Sekundenlaser „schreiben“ wir eine feine Lamelle (Flap) in die Hornhaut. Der Flap wird nur fast zu Ende geschnitten, sodass eine Art kleiner Steg übrigbleibt, um den herum der Flap aufgeklappt wird. Mit einem zweiten Laser, dem sogenannten Excimer-Laser wird dann so viel Hornhautgewebe verdampft, wie es dem Sehfehler entspricht. Das haben wir im Vorhinein genau berechnet. Anschließend wird der Flap wieder über das Gewebe gelegt und verschließt damit die Wunde. Übrig bleibt ein kleiner Wundspalt. Beide Augen werden am gleichen Tag operiert, insgesamt dauert der Eingriff zwischen 20 bis 30 Minuten.
Unmittelbar nach der Behandlung wird ein Sehtest gemacht, bei dem die Patienten direkt schon gut sehen können. Zwei bis drei Stunden danach können leichte Beschwerden auftreten, z.B. brennende Augen oder ein Fremdkörpergefühl. Sechs bis acht Stunden nach der Behandlung ist der kleine Wundspalt dann in der Regel schon gut zugewachsen und man kann gut sehen.
Was müssen Patienten nach der OP beachten?
Vier bis sechs Stunden nach der Operation sollten die Patienten die Augen möglichst geschlossen halten. Dafür erhalten sie von uns eine Lichtschutzbrille zur Unterstützung. Im Optimalfall kommen sie in Begleitung zu uns und werden anschließend nach Hause gefahren.
Wichtig ist im weiteren Verlauf, die Augen mit Tränenergänzungsmitteln feucht zu halten. Je nach Bedarf können dafür dann fünf bis sieben Mal am Tag Augentropfen genutzt werden, wenn sich die Augen trocken anfühlen. Nach zwei bis drei Monaten tropfen die meisten Patienten gar nicht mehr. Wer viel am Bildschirm arbeitet, blinzelt weniger und hat dadurch trockenere Augen. Mein Tipp: Bewusst Pausen einlegen, um die Augen zu schließen und absichtlich vermehrt blinzeln.
Vier bis sechs Wochen dauert es, bis der Flap fest angewachsen ist und nicht mehr verrutschen kann. In der Zwischenzeit sollte man nicht an den Augen reiben und beim Sport eine Schutzbrille tragen.
Das Videotagebuch einer Patientin, die sich einer Femto-Lasik-Behandlung unterzogen hat, können Sie sich hier ansehen:
Sind Patienten nach der OP ein Leben lang brillenfrei?
Das Auge ist ein lebendiges Organ, das sich verändert. Unsere Erfahrung ist aber, dass eine Nachkorrektur nach einer Operation in einem Zeitraum von zehn Jahren nur bei 2-3 Prozent der Patienten wirklich notwendig ist. Zum Vergleich: Brillenträger müssen alle zwei bis drei Jahre ihre Brille neu anpassen lassen. Der Grund dafür ist, dass bestehende Sehfehler das Auge schneller wachsen lassen, um wieder scharf zu sehen – und das verursacht wieder Kurzsichtigkeit. Nach einer Operation können Patienten aber wieder normal sehen. Der Teufelskreis wird also durchbrochen.
Was sind mögliche Risiken und Nachteile?
Eine Nebenwirkung sind die erwähnten trockenen Augen, die aber nur von kurzer Dauer sind. In sehr seltenen Fällen (1:1000) wachsen die Nervenenden zwischen dem Flap und der Hornhaut nicht zusammen und verursachen eine sogenannte neuroparalytische Trockenheit, also chronisch trockene Augen. Ebenso selten kommt es vor, dass Patienten trotz aller Vorsichtsmaßnahmen die Laserbehandlung nicht vertragen. Dann kann es zu einem Gewebebruch kommen, einer sogenannten Ektasie. Die zentrale Hornhaut ist dem Druck im Auge nicht mehr gewachsen und beult sich aus. Nachbehandlungen sind dann zwar möglich, in der Regel wird die Sehqualität, die man vor der Laser-OP hatte, aber nicht mehr erreicht.
Wie viele kostet eine Femto-Lasik-OP im Durchschnitt? Wird sie von den Krankenkassen übernommen?
Die Kosten liegen bei circa 2000€ pro Auge. Der Preis variiert manchmal, je nach Ausstattung der behandelnden Praxis. Von den gesetzlichen Krankenkassen wird die Femto-Lasik nicht übernommen und muss aus eigener Tasche gezahlt werden. Wer privat versichert ist, hat einen Rechtsanspruch auf die Übernahme der Kosten. Die Kosten können im Allgemeinen steuerlich zur Anrechnung gebracht werden. Es gibt darüber hinaus auch Finanzierungsmodelle, die durchaus attraktiv sind. Die Zinsen zahlt dann in Teilen das OP-Zentrum.
Worauf muss ich bei der Wahl des Arztes achten?
- Achtung bei unseriösen Anbietern: Viele Praxen werben mit einer Femto-Lasik, führen in Wahrheit aber eine klassische Operation mit dem Mikrokeratom durch. Rund die Hälfte der Anwender arbeiten noch mit der klassischen Version. Diese ist aus unserer Sicht aber nicht zu empfehlen, da gefährliche Komplikationen auftreten können.
- Vorsicht bei besonders niedrigen Preisen: Kosten entstehen durch das Personal, die Lasergeräte oder die Verbrauchsmaterialien. Werden Femto-Lasik-Operationen besonders günstig angeboten, ist entweder das Personal nicht hinreichend qualifiziert oder die Verbrauchsmaterialien sind nicht hochwertig. Oft wird auch mit alten, gebrauchten Geräten operiert.
- Laserketten mit mehreren Standorten prüfen: Manchmal werden mehrere Zentren von nur einem Arzt bedient, der für die Operationen von Ort zu Ort reist. Das Problem: Häufig können solche Zentren den Patienten nicht genügend Sorgfalt, Sicherheit und Nachsorge bieten. Wenn es mal Probleme gibt, ist der Arzt nicht da. Am gefährlichsten sind diesbezüglich Behandlungen im Ausland. Patienten berichten oft von folgenden Erfahrungen: Sie wurden bis zur Bezahlung und Behandlung perfekt beraten. Danach waren die Ansprechpartner plötzlich nicht mehr in der Lage, sich auf Deutsch zu verständigen.
- Kliniken mit großem Leistungsspektrum bevorzugen: Zentren, die nicht nur reine Laseroperationen vornehmen, haben häufig besser ausgebildete Ärzte. Treten bei Patienten im Alter Beschwerden wie der Graue Star auf, können sie sich an die gleiche Praxis wenden.
- Erfahrenen Arzt auswählen: Patienten sollten darauf achten, dass ihr behandelnder Arzt auch vorwiegend Laseroperationen durchführt und dadurch genügend Expertise mitbringt. Circa 250 Operationen im Jahr sind ein Mindest-Richtwert.
- Liste akkreditierter Augenzentren: Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) e. V. führt eine Liste akkreditierter Ärzte und Zentren, die über eine Weiterbildung gemäß den Empfehlungen der gemeinsamen Kommission Refraktive Chirurgie (KRC), des BVA und der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) verfügen und danach behandeln.

Experte:
Dr. Omid Kermani
Facharzt für Augenheilkunde und Leiter der Augenklinik am Neumarkt in Köln