Alterssichtigkeit
Von Tamara Walther

Der Text auf dem Smartphone verschwimmt auf einmal vor den Augen? Das Buch muss möglichst weit weg gehalten werden, um darin lesen? Das Phänomen hat einen Namen: Presbyopie, auch Alterssichtigkeit genannt. Medipresse erklärt, wer davon betroffen ist, wie sich die Sicht verändert und welche Therapiemöglichkeiten es gibt.
Definition: Was ist Presbyopie?
Die Alterssichtigkeit ist ein natürlicher Alterungsprozess des Körpers. In jungen Jahren kann unsere Augenlinse noch leicht auf unterschiedlichen Distanzen scharf stellen. Mit den Jahren verhärtet sie jedoch und verliert an Elastizität. Das macht es für das Auge schwer, nahliegende Objekte (Abstand rund 35 cm) scharf zu sehen. Ob Buch oder Smartphone - vor allem beim Lesen verschwimmen die Buchstaben und sind nur noch erkennbar, wenn sie weiter weg gehalten werden. Augenärzte sprechen dann von einer eingeschränkten Akkomodation - also der fehlenden Flexibilität des Auges, sich auf verschiedene Entfernungen einzustellen.
Der Begriff „Presbyopie“ stammt aus der griechischen Sprache und bedeutet übersetzt „altes Auge“. Die Alterssichtigkeit trifft jeden irgendwann. Bei den meisten macht sie sich ab dem Alter von etwa 40 Jahren bemerkbar. In den Folgejahren prägt sich die Alterssichtigkeit immer weiter aus, sodass eine Korrektur für das nahe Sehen erforderlich ist. Eine genaue Ursache für die Alterssichtigkeit gibt es nicht, sie ist eine Folge des natürlichen Alterns. Genau genommen kann sie deshalb auch nicht als Krankheit oder Fehlsichtigkeit bezeichnet werden.
Kurzsichtige Menschen haben hierbei einen Vorteil: Die Alterssichtigkeit tritt bei ihnen häufig in abgeschwächter Form auf, während Menschen mit Weitsichtigkeit schon vor dem 40. Lebensjahr Anzeichen der Alterssichtigkeit bemerken. Frauen benötigen außerdem häufig früher eine Lesebrille zur Korrektur als Männer. Das liegt aber nicht daran, dass sie häufiger betroffen sind, sondern sich statistisch gesehen schneller um einen Termin beim Augenarzt bemühen.
DiagnoseAlterssichtigkeit kann vom Augenarzt oder Optiker diagnostiziert werden. Dazu wird die Brechkraft des Auges mit bestimmten Instrumenten gemessen. Lautet die Diagnose „Presbyopie“ wird anschließend mithilfe eines Sehtests die Stärke der nötigen Korrektur (Dioptrien) ermittelt.
Symptome - Wie verändert sich die Sicht?
Neben dem offensichtlichen Anzeichen - einer verschwommenen Sicht auf nah entfernte Gegenstände oder beim Lesen - macht sich eine beginnende Alterssichtigkeit auch noch auf andere Art und Weise bemerkbar. Bei Müdigkeit oder schlechten Lichtverhältnissen wird das Lesen besonders anstrengend. Viele verspüren in Stirn und Augen ein Druckgefühl und leiden unter Kopfschmerzen.
VerlaufUmso älter eine Person im Laufe ihres Lebens wird, desto mehr nimmt die Sehfähigkeit ab. Kleinkinder können auch Gegenstände scharf sehen, die sich weniger als zehn Zentimeter vor ihren Augen befinden. Erwachsene können nur noch auf 35 Zentimeter scharf stellen, ab 40 Jahren treten dann erste Anzeichen von Alterssichtigkeit ein. Ab circa 60 Jahren verschlechtert sich die Sicht jedoch in der Regel nicht mehr weiter.
Therapie: Viele Möglichkeiten bei Alterssichtigkeit
Um eine Alterssichtigkeit auszugleichen, gibt es mehrere denkbare Methoden. Im Gespräch mit dem Augenarzt oder Optiker kann am besten herausgefunden werden, welche Art der Therapie zum eigenen Lebensstil und den eigenen Vorlieben passt.
LesebrillenEine einfache Möglichkeit ist eine Lesebrille mit speziellen Brillengläsern für den Nahbereich. Diese sind konvex, also nach außen gewölbt, und eignen sich für jedes Auge. Sie werden auch als Sammellinsen bezeichnet und haben einen positiven Dioptrien-Wert.
Je nach Alter müssen die Dioptrien-Werte angepasst werden. Dafür gibt es eine grobe Einteilung, die bei den meisten zutrifft. Benötigt ein 45-Jähriger beispielsweise +0,75 Dioptrien, sind es fünf Jahre später bereits +1,5 Dioptrien, mit rund 55 Jahren dann +2,25 Dioptrien und im letzten Stadium der Alterssichtigkeit (60-65 Jahre) +3,0 Dioptrien.
Wer bereits unter Kurz- oder Weitsichtigkeit leidet, muss den Dioptrien-Wert zur Korrektur der Fehlsichtigkeit mit dem für die Alterssichtigkeit addieren. In diesem Fall empfiehlt sich auch eine Mehrstärkenbrille, also eine Brille, die mehrere Sehdistanzen korrigieren kann.
Laser-MethodeZiel der Behandlung mit dem Laser ist eine Monovision, also ein einseitiges Sehen. Das bedeutet, dass ein Auge auf den Nahbereich eingestellt wird, das andere auf die Ferne. Dadurch ist die Sicht sowohl nah als auch fern wieder scharf. Der Nachteil: Das räumliche Sehen wird reduziert und Abstände, z.B. beim Treppen steigen oder Auto fahren, können nicht mehr so gut wahrgenommen werden. Daher ist diese Methode nicht gut für junge Menschen oder für Berufstätige, die ein präzises Auge benötigen, geeignet.
Die Monovision kann über zwei Operationsmethoden erzielt werden: Bei der LASIK-Methode entfernt der Arzt eine Lamelle der Hornhautoberfläche mit einem Messer oder Laser, behandelt die restliche Hornhaut mit einem Kaltlichtlaser und setzt die Lamelle anschließend wieder ein. Die zweite Methode nennt sich Conduktive Keratoplastik (CK) und eignet sich besonders für Menschen, die in der Ferne gut sehen können. Hier wird nur eines der beiden Auge behandelt. Der Arzt markiert bestimmte Punkte auf der Hornhaut und behandelt diese anschließend mit einer Sonde, die Hochfrequenz-Wellen ausstößt. Dadurch zieht sich das Gewebe zusammen und das Auge kann wieder scharf stellen. Das unbehandelte Auge sieht über die Ferne gut.
Laser-Eingriffe sollten gut überlegt sein, da sie nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Der Patient erhält vorher durch entsprechende Kontaktlinsen, die eine Monovision simulieren, einen Eindruck und kann sehen, wie er damit zurecht kommt.
KontaktlinsenAnstatt einer Brille können auch weiche oder harte Kontaktlinsen genutzt werden. Dabei wird zwischen drei Varianten unterschieden. Zum einen gibt es wie bei der Laserbehandlung auch hier das Prinzip der Monovision in Linsenform.
Auch können bifokale Kontaktlinsen genutzt werden. Dabei kann man durch einen geraden Blick gut in die Ferne sehen, ein gesenkter Blick ermöglicht ein Scharfstellen naher Distanzen. Um zu verhindern, dass die Linse sich im Auge drehen kann, ist sie unten etwas schwerer als oben.
Eine dritte Möglichkeit ist das simultane Prinzip: Die Linse besteht aus Ringen, die um den Mittelpunkt herum angeordnet sind. Ihre Zonen stellen die unterschiedlichen Distanzen jeweils scharf dar. An diese Art Linse muss sich das Gehirn erst mal gewöhnen, um zu unterscheiden, welches Bild aus welcher Zone ausgewählt und scharf gestellt werden soll.
Auch Mischformen, welche die Monovision und das simultane Prinzip kombinieren, sind möglich. Jeder Mensch verfügt über ein stärkeres und ein schwächeres Auge. In das stärkere Auge wird eine simultane Linse mit innerem Nahsichtbereich eingesetzt, für das schwächere eine normale Linse für die Fernsicht ausgewählt.
Kunstlinsen-OperationBei einer Alterssichtigkeit können auch Kunstlinsen, sogenannte Intraokularlinsen, in einer Operation eingesetzt werden. Die aus Kunststoff bestehenden Linsen halten in der Regel ein Leben lang. Häufig wird das Einsetzen einer Kunstlinse bei Alterssichtigkeit mit einer Operation des Grauen Stars (Katarakt) kombiniert.
Dafür eignen sich Multifokallinsen. Mit dieser Linsenart wird sowohl scharfes Sehen in der Ferne als auch in der Nähe ermöglicht. Man unterscheidet hier zwischen bifokalen und trifokalen Linsen. Mit bifokalen Linsen kann der mittelweit entfernte Bereich, etwa der Abstand zum Laptop, nicht so gut fixiert werden. Eine trifokale Linse kann das beheben. Nicht so optimal ist jedoch die Sicht in der Dämmerung und bei Nacht: Dann können sogenannte „Halos“ aufreten, also ein zweites, überlagertes Bild, welches ähnlich einem Heiligenschein ringförmig leuchtet.
Kann man Alterssichtigkeit vorbeugen?
Leider kann man einer Alterssichtigkeit nicht vorbeugen, über kurz oder lang trifft sie jeden einmal. Lediglich das Alter, in dem sich die Sicht zum ersten Mal verschlechtert, variiert. Außerdem gibt es Krankheiten wie Diabetes, multiple Sklerose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die ein frühes Entstehen begünstigen können.
Bitte beachten Sie: Diese Informationen dienen der Orientierung für Betroffene und Interessierte und können bei der Vorbereitung des Arzt-Patientengespräches behilflich sein. Einen Arztbesuch lässt sich so allerdings nicht ersetzen. Der Arzt kann am besten auf die individuelle Situation des Patienten eingehen und diese behandeln.