Weniger Kohlenhydrate, mehr Lebensqualität
Von Jonas Kühn

Kohlenhydrate sind gebündelte Energiepakete. Energie, die der Körper benötigt, um Leistung zu bringen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt Erwachsenen einen Kohlenhydratanteil von mindestens 50 Prozent in der Ernährung. Allerdings gilt das nicht für jeden. Bei Menschen mit Diabetes können Kohlenhydrate zur Gefahr werden, da sie schnell zur Überzuckerung führen. Hier kann bei manchen der Verzicht helfen.
Kohlenhydrate und ihr Einfluss auf den Stoffwechsel
Einfach ausgedrückt bestehen Kohlenhydrate aus mehreren miteinander verketteten Zuckermolekülen. Nach der Aufnahme über die Nahrung zerlegt der menschliche Stoffwechsel diese in ihre einzelnen Bestandteile – zum Beispiel Einfachzucker wie Glukose und Fruktose. Die Zuckermoleküle werden bei gesunden Menschen durch das in der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin zu den Zellen transportiert. Dort dienen sie den Stoffwechsel-Motoren, den Mitochondrien, als Treibstoff.
Bei Diabetikern hingegen fehlt das Insulin entweder (Typ 1), oder die Zellen haben über die Jahre eine teilweise oder komplette Immunität dagegen entwickelt (Typ 2). Dies führt wiederum zur Anreicherung von Zucker im Blut. Verspeist ein Diabetiker also zu viele Kohlenhydrate und reagiert nicht rechtzeitig durch die künstliche Verabreichung von Insulin, kann dies zur Überzuckerung führen, die auch lebensbedrohlich ausfallen kann.
„Low Carb“ als diabetesfreundliche Diät
Deshalb müssen Menschen mit Diabetes einerseits ihr Insulin extern beziehen (durch Spritzen oder eine Insulinpumpe) oder Tabletten einnehmen, die die Glukoseproduktion in der Leber reduzieren oder die körpereigene Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse anregen. Andererseits müssen sie akribisch auf die richtige Ernährung achten. Manchen hilft es, weitgehend auf Kohlenhydrate zu verzichten. Diese Diät nennt man „Low Carb“ (carb = engl. Kurzform für carbohydrates, auf Deutsch Kohlenhydrate).
Zwar ist der Verzicht auf Kohlenhydrate kein Allheilmittel gegen drohende Überzuckerungen, da der Körper auch in der Lage ist, Fett und Eiweiß in Zucker zu verwandeln, allerdings kann er das Diabetesmanagement deutlich erleichtern.
So beeinflussen Kohlenhydrate den Diabetes-Stoffwechsel
„Low Carb“ kann eine positive Wirkung auf das Gewicht und auf den Glukosewert haben. Weniger Kohlenhydrate bedeutet weniger Energiezufuhr, weshalb der Körper eher auf die körpereigenen Fettreserven zurückgreift, um Energie zu gewinnen. Das führt zu einer Reduktion des Körperfettanteils und kann somit gewichtsregulierend wirken.
Außerdem kann eine kohlenhydratarme Ernährung den Insulinspiegel senken, was insbesondere bei einer Insulinresistenz von Vorteil ist. Auch der Triglyzeridwert kann gesenkt und dadurch das Risiko einer Pankreas-Entzündung verringert werden. Auch während der Schwangerschaft kann es zu überhöhten Triglyzerid-Werten kommen.
Nicht zuletzt verringert eine Low Carb-Ernährung den Glukosewert im Blut. Dadurch eignet sie sich für manche Menschen mit Diabetes besonders gut, die somit die Insulinzugabe entsprechend verringern können.
Langsame Kohlenhydrate bevorzugen
Wer sich kohlenhydratärmer ernähren möchte, muss bereit sein, Opfer zu bringen. Vereinzelte Studien vertreten die Auffassung, Kohlenhydrate machen glücklich und beugen Depressionen vor. In der Tat fühlt man sich oft besser nach einer Hand voll Gummibärchen oder einigen Pralinen. Dennoch sollte man auch bei solchen Diät-Ausrutschern darauf achten, eher auf „langsame“ Kohlenhydrate zu setzen als auf „schnelle“.
Unter „schnellen“ Kohlenhydraten versteht man solche, die aus kurzen Ketten bestehen und somit schnell im Blut landen, allen voran die Einfachzucker Glukose und Fruktose. Auch Industriezucker, der vielen Lebensmitteln beigemischt wird, zählt dazu. Schnelle Kohlenhydrate treiben den Blutzuckerspiegel rasant in die Höhe und erhöhen somit das Risiko einer starken Überzuckerung.
„Langsame“ Kohlenhydrate hingegen bestehen aus längeren Ketten, sogenannten Mehrfachzuckern. Diese müssen, um ins Blut zu gelangen, zuerst vom Darm in ihre einzelnen Bestandteile aufgespalten werden, was länger dauert und daher nicht zu einem sprunghaften, sondern langsamen, stetigen Anstieg des Glukosewertes führt. Der Glukosewert schießt zudem nicht so extrem in die Höhe wie bei schnellen Kohlenhydraten, da der Zucker nicht unmittelbar, sondern langsam und konstant ins Blut geschwemmt wird.
Kombination von Low Carb und modernen Messverfahren
Dennoch kann es auch während einer Low Carb-Diät dazu kommen, dass der Diabetes sich in Form einer Hyper- oder Hypoglykämie bemerkbar macht. Das ist leider nie ganz ausgeschlossen, insbesondere auf Reisen mit begrenzter Auswahl an Low Carb-Produkten oder aber im Schlaf, wenn man einer schleichenden Unterzuckerung nicht sofort entgegenwirken kann.
Um solchen Problemen vorzubeugen, gibt es innovative Messverfahren, die ohne lästigen Fingerstich auskommen und innerhalb von Sekunden den Glukosewert messen. Egal, ob im Auto, im Flugzeug oder einfach auf der Couch. Sehr hilfreich ist in dieser Hinsicht das Flash Glukose Messsystem FreeStyle Libre® von Abbott, welches neben dem Glukoseverlauf der letzten Stunden auch einen Trendpfeil besitzt. Dieser gibt an, ob der Glukosewert in der nächsten Zeit voraussichtlich steigen oder sinken wird. Dieses Helferlein, in Verbindung mit einer kohlenhydratarmen ausgewogenen Ernährung, ist eine gute Voraussetzung, um den Diabetes künftig besser zu kontrollieren.