Diagnose Arthrose:
Herr Dr. Buchholz, welche Rolle spielt Arthrose in Ihrem Praxisalltag?
Dr. Buchholz: Etwa 30 bis 40 Prozent aller unserer Patienten leiden unter einer Arthrose. Die meisten Abnutzungserschei- nungen finden wir in den kleinen Gelenken (Hand-, Finger- und Fußgelenke), den großen Gelenken (Knie-, Hüft- und Schultergelenk) sowie den Facettengelenken der gesamten Wirbelsäule.
Was meinen Sie mit Abnutzungserscheinungen?
Dr. Buchholz: Normalerweise überzieht Knorpel die Gelenkinnenflächen und dient als Druckpuffer zwischen den Knochen. Über die Jahre wird der Knorpel allerdings – etwa altersbedingt, durch Bewegungsmangel oder durch chronische Überlastung – immer weniger
widerstandsfähig. Durch den Verschleiß werden die Knorpelareale geschädigt und bekommen Risse. In der Folge entsteht eine Reizung im Gelenk.
Und wie macht sich die Reizung des Gelenks bemerkbar?
Dr. Buchholz: Das Hauptsymptom einer Arthrose ist der Schmerz. Er tritt häufig als Anlauf- oder Belastungsschmerz auf. Beim Aufstehen und oftmals auch beim Treppenabsteigen schmerzt dann beispielsweise das Knie. Bei sehr fortgeschrittener Arthrose spüren Patienten selbst im Ruhezustand Dauerschmerzen.
Welche Behandlung verspricht den größten Erfolg?
Dr. Buchholz: Zunächst einmal: Arthrose ist nicht heilbar, sondern nur symptomatisch therapierbar, da sich Knorpel nicht neu bilden kann.
Zur Behandlung der Schmerzen werden meist verschiedene Therapien kombiniert. Bei leichten Schmerzen helfen Kälte- oder Wärmebehandlungen sowie Physiotherapie. In akuten schmerzhaften Phasen werden cortisonfreie Antirheumatika, wie Diclofenac oder Ibuprofen eingesetzt. Hilft das nicht mehr, kann im akuten schmerzhaften Schub auch ein Cortisonpräparat ins Gelenk gespritzt werden. Bei genügend Knorpelmasse wird in gleicher Weise synthetische Hyaluronsäure injiziert. Hyaluronsäure ist ein körpereigener Baustoff, der die Gleitfähigkeit des Knorpels verbessert, eine entzündungshemmende Wirkung hat und die Ernährung des Knorpels verbessert. Durch diese Eigenschaften wird die Selbstregeneration des Gelenkes oftmals für mehrere Jahre gefördert. Für die Langzeitbehandlung sind auch Enzympräparate (z.B. Wobenzym® Plus; d. Red.) empfehlenswert.
Welche Möglichkeiten gibt es, Arthrose vorzubeugen?
Dr. Buchholz: Bewegung, Bewegung, Bewegung! Wer sich regelmäßig bewegt und Übergewicht sowie Fehlbelastungen vermeidet, hat ein geringeres Risiko, später an den Gelenken zu erkranken. Empfehlenswert sind gelenkfreundliche Sportarten wie Radfahren, Schwimmen, Walken oder Wandern. Intensive Sportarten wie Tennis, Fußball oder intensives Lauftraining gelten als gelenkunfreundlich, da sie mit starken Stoßbelastungen und häufigen Richtungswechseln verbunden sind. Sie setzten den Gelenken auf Dauer eher zu und sind daher nicht zu empfehlen. Entscheidend ist auch die Vermeidung von Übergewicht. In den Gelenken, die das Körpergewicht tragen müssen – im Knie, der Hüfte oder Wirbelsäule – ist Übergewicht oft sogar der Hauptauslöser für Arthrose. Wer zudem nach Verletzungen längerfristig auf Enzympräparate setzt, verhilft seinen Gelenken zur Verbesserung der Funktion.
Viele Freizeitsportler greifen bei Beschwerden in den Knien, Zerrungen, Prellungen oder Stauchungen zu schmerzstillenden Stoffen. Warum sind diese sogenannten Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) nicht immer zur Behandlung geeignet?
Dr. Buchholz: In der akut schmerzhaften Phase können NSAR für einige Tage sinnvoll und hilfreich sein. Sie sollten aber nicht als längerdauernde Therapie verwendet werden – unter anderem wegen der potentiellen Schädigung der Knorpelsubstanz. Bedeutungsvoll sind auch die gastrointestinalen Nebenwirkungen. Viele Wirkstoffe reizen die Magenschleimhaut, können zu Übelkeit, Erbrechen und im Extremfall sogar zu blutenden Magengeschwüren führen.
Die optimale und schnelle Rehabilitationgrundlage – insbesondere bei Weichteilverletzungen – stellen Enzympräparate in Kombination mit einem moderaten, nicht gelenküberlastenden Bewegungstraining dar. Sie helfen beim schnellen Abbau des schädigenden Ödems, das – verursacht durch Blutergüsse und Flüssigkeitseinlagerungen mit nachfolgender Blut- und Lymphzirkulationsstörung im Gelenk- und Kapselbereich – zu langanhaltenden Schmerzen und Funktionsbehinderungen führen kann. Großer Vorteil der Enzyme: Sie sind deutlich besser verträglich und verursachen – anders als Schmerzmittel – keine Magenprobleme.
Bei welchen Beschwerden lassen sich Enzyme noch einsetzen?
Dr. Buchholz: Etwa bei aktivierten Arthrosen der Finger- und Zehengelenke. Dabei handelt es sich um ein akutes und schmerzhaftes Stadium der Erkrankung, bei dem es zu erheblichen belastungsabhängigen und auch Ruheschmerzen kommt. Auch bei chronischen Schwellungszuständen nach großen Gelenkoperationen – zum Beispiel nach Hüft- und Kniegelenkendoprothesen oder nach operativ versorgten Frakturen – sind Enzmpräparate zu empfehlen.