Masern, Grippe, Kinderlähmung: Welche Impfung brauche ich wirklich?
Von Sarah Erlach
Aus den Augen, aus dem Sinn – so geht es vielen Menschen, wenn es um das Thema Impfungen geht. Viele Deutsche sind nicht ausreichend gegen hochansteckende und teilweise lebensbedrohliche Krankheiten geschützt. „Problematisch sind vor allem die Masern-Impflücken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, auch die zu geringen Impfquoten für Influenza- und Pneumokokken-Schutzimpfung bei Älteren und chronisch Kranken“, sagt Prof. Dr. Reinhard Burger, Präsident des Robert Koch-Instituts, anlässlich der diesjährigen Europäischen Impfwoche. Über Krankheiten, die man nicht hat, bzw. die man heutzutage gar nicht mehr kennt, machen sich eben nur die wenigsten Gedanken. „Besonders bei den Standardimpfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Hepatitis B müssen die Impfquoten weiter verbessert werden“, so Prof. Dr. Burger. medipresse beantworten die wichtigsten Fragen rund ums Thema Impfungen.
Welche Impfungen sind zu empfehlen?
Da in Deutschland keine Impfpflicht besteht, ist es jedem selbst überlassen, welche Schutzmaßnahmen er wahrnimmt. Gesundheitsexperten raten allerdings eindringlich dazu, einige Impfungen wahrzunehmen. Hier eine Übersicht:
… für Babys und Kinder:
Möglichst früh – in der Regel bei Babys ab zwei Monaten – sollten die wichtigen Grundimmunisierungen beginnen. Hierzu zählen Tetanus, Diphterie, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hepatitis B, Hib, ein Erreger für Hirnhautentzündungen, und Pneumokokken. Um die Anzahl der „Piekse“ so gering wie möglich zu halten, gibt es kombinierte Impfstoffe, die gleichzeitig gegen mehrere Krankheiten immunisieren.
… für Erwachsene:
Oberstes Motto: An Auffrischungen denken! Alle zehn Jahre sollten Erwachsene ab 18 Jahren ihren Schutz vor Tetanus und Diphterie erneuern lassen. Falls nicht vorhanden: Gegen Polio (Kinderlähmung) immunisieren lassen. Und außerdem sollten alle, die nach 1970 geboren wurden und nicht gegen Masern geimpft wurden, eine Immunisierung nachholen. Frauen und Männer ab 60 Jahren sowie immungeschwächte Personen sollten außerdem die jährliche Masern, impfung wahrnehmen.
… für Reisende:
Vor jeder Urlaubsreise gilt es, sich gründlich über gängige Impfempfehlungen für das Reiseziel zu informieren. Und das nicht nur bei exotischen Urlaubsorten, denn auch rund ums Mittelmeer gelten schon andere Empfehlungen als hierzulande. Ausgewiesene Experten auf diesem Gebiet sowie Tropeninstitute finden Sie auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit unter www.dtg.org.
Für Laien ist es nicht einfach beim Thema Impfungen den Überblick zu behalten. Deshalb geben die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Kochinstituts sowie das Auswärtige Amt für Deutschland regelmäßig Empfehlungen aus. Den Impfkalender gibt es in 16 Sprachen. Für eine eingehende, persönliche Beratung können Sie sich außerdem an Ihren Haus- oder Kinderarzt wenden.
Wie wirken Impfungen?
Man unterscheidet zwischen aktiven und passiven Impfstoffen. Aktive Impfungen enthalten entweder abgetötete, abgeschwächte oder nur Bruchstücke der Erreger. Diese werden mit bestimmten Begleitstoffen wie z. B. Wirkverstärker und Stabilisatoren in den Oberarm gespritzt. Dem Körper wird so eine Infektion vorgetäuscht und er beginnt mit der Bildung von Antikörpern. Dank des „immunologischen Gedächtnisses“ kann der Körper bei einer „echten“ Infektion, die Erreger nun schnell unschädlich machen. Bei passiven Immunisierungen werden dagegen in einem Konzentrat bereits fertige Antikörper gespritzt. Dabei baut der Körper also selbst keinen Schutz auf. Die Impfung wirkt zwar sofort, hält aber nur kurz an, weshalb gleichzeitig eine aktive Immunisierung erfolgt.
Mit welchen Nebenwirkungen muss man rechnen?
Jede Impfung ist mit Risiken verbunden, allerdings sind sie in aller Regel harmlos. Häufige Impfreaktionen sind Beschwerden direkt an der Einstichstelle wie Rötung, Wärme, Schwellung oder Schmerzen. Außerdem können auch allgemeine Nebenwirkungen wie Mattigkeit, Unwohlsein oder Fieber auftreten. Diese verschwinden in der Regel innerhalb kurzer Zeit. Neben diesen „normalen“ Reaktionen des Körpers auf eine Impfung, treten äußerst selten sogenannte „Unerwünschte Arzneimittelreaktionen“ (kurz UAR) auf. Auf dem Beipackzettel sind mögliche Komplikationen aufgeführt.
Wann sollte ich mich nicht impfen lassen?
Bestehen Allergien auf Bestandteile des Impfstoffs, sollte man das mit einem Arzt besprechen und muss ggf. auf eine Impfung verzichten. Wer akut erkrankt ist, sollte noch ca. zwei Wochen nach der Genesung mit einer Impfung warten. Schwangere sollten grundsätzlich keine Impfungen in den ersten drei Monaten bekommen, sowie die kompletten neun Monate keine Lebendimpfungen durchführen lassen.
Was tun, wenn ich meinen Impfausweis verloren habe?
Grundsätzlich gilt, dass jede nicht dokumentierte Impfung nachgeholt werden sollte. Vorher sollten Patienten aber versuchen, sich frühere Impfungen bei den entsprechenden Ärzten, bei denen sie durchgeführt worden sind, nachbestätigen zu lassen.
Und wer zahlt die Impfung?
Viele Krankenkassen erstatten die Kosten für Impfungen, wenn der Schutz von der STIKO empfohlen ist. Das wissen aber die wenigsten. Nachfragen lohnt sich also.
Wo kann ich mich impfen lassen?
Der erste Weg sollte zum Hausarzt führen. Er kann viele der empfohlenen Grundimpfungen selbst durchführen. Falls nicht, kann er Sie an die richtige Stelle verweisen.