Medipresse - Bruxismus (Zähneknirschen)
Von Catharina Gerber
Pressen, knirschen, reiben – wer mit den Zähnen knirscht, bekommt das in der Regel kaum mit. Meist bemerkt lediglich der Bettnachbar die nächtliche Kaumuskelaktivität - durch die entstehenden Geräusche. Redensartlich beißen wir die Zähne zusammen, verbeißen uns in ein Problem oder sind zerknirscht. Und tatsächlich können Emotionen Auslöser für das Zähneknirschen sein, das auch als Bruxismus beschrieben wird. Jeder Fünfte ist davon in Deutschland betroffen. Wir klären über das zermürbende Phänomen und Möglichkeiten der Behandlung auf.
Der sogenannte Bruxismus beschreibt das unbewusste Pressen oder Knirschen der Zähne. Man unterscheidet die primäre (ohne medizinische Ursache) und die sekundäre Form (z.B. durch neurologische Erkrankungen) sowie Schlaf- und Wachbruxismus. Entweder werden die Zähne aufeinandergepresst oder der Kiefer dabei auch verschoben. Dabei können sich Kräfte entwickeln, die zehnmal so stark sind, wie der normale Kaudruck.
Betroffene bemerken das Zähneknirschen in der Regel nicht, da sie die Anspannung nicht bewusst wahrnehmen. Indizien sind jedoch Symptome wie Schläfenkopfschmerz beim Aufwachen oder schmerzempfindliche Zähne, Schmerzen im Kiefergelenk, Muskelverspannungen der Kaumuskulatur oder auch Schlafstörungen.
Beim Zähneknirschen wirken meist mehrere Faktoren zusammen. Dazu zählen chronischer Stress und emotionale Anspannung – etwa durch Angstgefühle. Auch neurologische Krankheiten und Nebenwirkungen von Medikamenten wie Antidepressiva, Antihistaminika können Bruxismus auslösen. Weitere mögliche Auslöser sind der Konsum von Drogen wie Alkohol, Nikotin, Amphetaminen oder Kokain, bestimmte Zahnfehlstellungen bzw. Störungen beim Zusammenbeißen der Zähne oder genetische Faktoren.
Erkennbar wird das Knirschen für den Zahnarzt vor allem am Verschleiß der Zähne bzw. Schäden an den Zähnen - insbesondere an Zahnschmelz und Zahnbein. Hier zeigt sich bei Betroffenen ein Verlust der Zahnhartsubstanz. Auch zurückgebildetes Zahnfleisch, eine vergrößerte Kaumuskulatur und Knackgeräusche des Kiefergelenks können auf Bruxismus hinweisen. Abdrücke auf Wange und Zunge, ein verspannter Nacken oder auch Tinnitus (Ohrgeräusche) sind weitere Diagnosekriterien.
Eine Therapie ist nicht nur notwendig, um Betroffene (sogenannte Bruxer) von Verspannungen zu befreien. Beim starken Aufeinanderpressen der Zähne droht außerdem eine Unterversorgung der Zähne mit Blut. Im schlimmsten Fall können die Zähne in der Folge absterben oder ein Zahnersatz wird nötig. Das Ziel ist deshalb, den Verschleiß der Zähne durch eine übermäßige Beanspruchung zu verhindern. Patienten erhalten dafür in der Regel eine sogenannte Aufbissschiene vom Zahnarzt. Sie wird individuell angefertigt, nachts getragen und verhindert das Aufeinanderreiben der Zähne. Außerdem werden die Kiefergelenke und die dazugehörige Muskulatur entlastet. Zur Behandlung psychischer Probleme bieten sich kognitive Verhaltenstherapie sowie Entspannungstechniken (Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson - PMR) und autogenes Training an. Patienten erlernen mithilfe dieser Verfahren zu entspannen und besser mit Stress und Anspannung umzugehen. Auch Physiotherapie und physikalische Maßnahmen sind sinnvoll und können vom Zahnarzt verschrieben werden. Etwa Fangopackungen helfen Schmerzen zu reduzieren, die Muskulatur zu entspannen und die Durchblutung anzuregen. Beim sogenannten Biofeedback hingegen melden am Kiefer angebrachte Sensoren dem Patienten körperliche Funktionen entweder optisch oder akustisch zurück. Betroffene lernen auf diese Weise ihre Kaumuskeln besser zu regulieren. Selten kommen bei der Therapie Medikamente wie Muskelrelaxanzien (Benzodiazepine) oder Botulinumtoxin zur Injektion in den großen Kiefermuskel zum Einsatz.
Zur Prävention sind besonders Maßnahmen zum verbesserten Umgang mit Stress und zu gezielter Körperwahrnehmung, wie zum Beispiel Entspannungsübungen hilfreich.
Bitte beachten Sie: Diese Informationen dienen der Orientierung für Betroffene und Interessierte und können bei der Vorbereitung des Arzt-Patientengespräches behilflich sein. Ein Arztbesuch lässt sich so allerdings nicht ersetzen. Der Arzt kann am besten auf die individuelle Situation des Patienten eingehen und diese behandeln.