Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Von Kira König

Zusammen mit den ersten Sonnenstrahlen ist auch dieses Jahr wieder die Zeckenzeit offiziell eröffnet. Oft vergessen: Die Achtbeiner übertragen nicht nur die bakterielle Infektion Borreliose, sondern auch die lebensgefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME. Hier gilt: Frühzeitiges Impfen schützt vor der viralen Erkrankung des Zentralnervensystems.
Und jährlich zwickt die Zecke – Definition
Das FSME-Virus gelangt durch einen Zeckenstich in den menschlichen Organismus und kann zu einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute führen. Übertragen wird die Krankheit von der in Europa einheimischen Zeckenart „Ixodes ricinus“. In Deutschland ist sie als „gemeiner Holzbock“ bekannt. Das Tier ist ein Parasit, also ein Lebewesen, welches sich von einem anderen Organismus (Wirt) ernährt. Zecken nehmen die Viren von Säugetieren auf und geben sie anschließend weiter.
Ein weiterer Weg der Ansteckung: Die Erreger können durch den Verzehr von verunreinigter, nicht pasteurisierter Milch einer erkrankten Ziege in den Körper gelangen. Die Infektion ist jedoch nicht von Mensch zu Mensch übertragbar.
Anders als der Name vermuten lässt, tritt die Frühsommer-Meningoenzephalitis jedoch nicht nur im Frühsommer auf, sondern eine vermehrte Infektion beginnt in dieser Jahreszeit. Generell sind die Parasiten von März bis November aktiv. Besonders viele Stiche werden im Juli und August verzeichnet. Etwa 5 Prozent aller deutschlandweiten Zecken tragen das FSME-Virus in sich. Rund 400 bis 500 Menschen infizieren sich jedes Jahr neu.
Wo und wie kann ich mich mit FSME infizieren?
Offiziell sind in Deutschland über 140 Landkreise von infizierten Zecken betroffen. Besonders viele davon befinden sich in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Thüringen. Dennoch sollte man sich auch nicht im Osten oder im Norden Deutschlands in Sicherheit wiegen. Auch dort kann es vereinzelt zu einer Infektion kommen. In Europa sind die Zecken besonders aktiv, darunter auch in vielen beliebten Urlaubszielen wie Schweden, Dänemark, Italien, Frankreich, Griechenland und Österreich.
Auf Zecken kann man nahezu überall in der Natur treffen. In den meisten Fällen krabbeln die Blutsauger zunächst über unsere Kleidung und suchen sich eine Stelle mit dünner Haut. Regionen am Haaransatz, der Kopfhaut, hinter den Ohren oder an Gelenkbeugen sind das häufige Ziel. Ein weiteres Risiko geht von Haustieren aus. Diese können die Parasiten von draußen mit in die Wohnung tragen, die dann auf den Menschen übergehen.
Sticht eine Zecke zu, bohrt sie ihren Stechapparat in die Haut. Im weiteren Verlauf ernährt sie sich von ausfließendem Blut. Bei diesem Prozess können die Viren auf den Menschen übergehen. Schnelles Handeln ist deshalb äußerst wichtig. Zwar bietet das zeitige Entfernen des Parasiten keinen hundertprozentigen Schutz gegen FSME, aber es vermindert zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass die Viren in die Wunde eindringen können. Zu beachten: Eine Zecke nie mit Öl oder Cremes töten, sondern mit einer Zeckenzange oder spitzen Pinzette aus der Haut herausziehen (nicht drehen!).
Symptome
Ein Drittel der Menschen, die sich mit dem Virus infizieren, merken dies nicht einmal. Sie leiden in Folge des Stichs an keinerlei Beschwerden. Die restlichen zwei Drittel durchleben oft einen Krankheitsverlauf in zwei Phasen. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Stich und Ausbruch der Symptome, umfasst 7-14 Tage. Danach leiden die Patienten in der ersten Phase unter Fieber und Kopf- sowie Gliederschmerzen. Diese grippeähnlichen Beschwerden halten meist 2-4 Tage an. Danach klingen sie vollständig ab und der Patient fühlt sich gesund. Dies ist trügerisch, denn nur bei rund 65 Prozent der Betroffenen ist FSME hiernach wirklich ausgeheilt.
Die restlichen Infizierten durchleben eine zweite Krankheitsphase. Nach etwa einer Woche kommt es erneut zu Fieber und es treten überdies neurologische Symptome auf. Es entwickelt sich oft eine Hirnhaut- (Meningitis) oder Hirnentzündung (Enzephalitis). Hirnkrämpfe und motorische Störungen sind ferner mögliche Beschwerden. Schlimmstenfalls können die Patienten ins Koma fallen und versterben.
Diagnose und Therapie
Da nur 50 Prozent der Betroffenen den Zeckenstich bemerken, ist eine Diagnose von FSME oft schwierig. Die beschriebenen grippeähnlichen Symptome können potentiell auf eine Vielzahl von Krankheiten hindeuten. Um Klarheit zu schaffen, sollte eine Blutuntersuchung erfolgen. Werden dort Antikörper gegen das Virus gefunden, ist eine Infektion nachgewiesen.
Eine spezifische medikamentöse FSME-Therapie gibt es nicht. Aus diesem Grund werden ausschließlich die Beschwerden behandelt. Besonders bei älteren Menschen können Folgeschäden der Erkrankung eintreten. 10 bis 20 Prozent tragen bleibende neuropsychologische Schäden davon. Muskellähmungen und Hirnfunktionsstörungen werden häufig verzeichnet. Nach einer überstandenen FSME-Erkrankung sind die Patienten gegen eine erneute Ansteckung immun.
Wichtig: Vorbeugen durch Impfen!
Auch wenn es generell keinen Impfstoff gegen Zecken gibt, ist eine Immunisierung gegen das FSME-Virus möglich. Eine Impfung nach einer Infizierung bietet keinen Schutz mehr. Empfohlen wird die Impfung vor allem Menschen, die viel in der Natur sind oder in Risikogebieten wohnen oder dorthin reisen wollen. Zum Aufbau des Impfschutzes sind drei Injektionen erforderlich. Die ersten beiden Impfungen erfolgen in einem Abstand von ein bis zwei Monaten, die dritte ein Jahr danach.
Bitte beachten Sie: Diese Informationen dienen der Orientierung für Betroffene und Interessierte und können bei der Vorbereitung des Arzt-Patientengespräches behilflich sein. Ein Arztbesuch lässt sich so allerdings nicht ersetzen. Der Arzt kann am besten auf die individuelle Situation des Patienten eingehen und diese behandeln.