Medipresse - Gastritis
Unser Magen ist sensibel – redensartlich kann er sich umdrehen, ist verdorben oder verursacht ein flaues Gefühl. Schmerzt der Oberbauch, kann dahinter eine Magenschleimhautentzündung, eine sogenannte Gastritis stecken. Sie entsteht, wenn die schützende Schleimhautschicht des Magens gereizt oder geschädigt ist. Man schätzt, dass 23 von 100 Frauen und 18 von 100 Männern im Laufe ihres Lebens einmal darunter leiden.
Unterschieden werden die akute und chronische Gastritis. Typisch für die akute Form sind plötzliche Magenschmerzen - zum Beispiel ein Ziehen, Drücken und Kneifen des Oberbauchs unterhalb des Brustbeins. Auch Übelkeit, Appetitlosigkeit, Aufstoßen, Völlegefühl, teilweise Erbrechen oder Sodbrennen zählen zu den Symptomen. Eine akute Gastritis kann chronisch werden. Die chronische Form bleibt bei den Betroffenen lange unbemerkt, weil sie kaum oder schwache Beschwerden verursacht. Leichte Symptome wie Völlegefühl, Blähungen und Aufstoßen sind typisch.
Mögliche Auslöser der akuten Gastritis sind Infektionen mit Bakterien, Viren oder Schimmelpilzen sowie Lebensmittelvergiftungen. Auch zu viel Nikotin, Alkohol, Kaffee und scharfes Essen können Grund der Entzündung sein. Psychische Probleme wie Stress, Angst und Depression begünstigen eine Gastritis ebenfalls - ebenso bestimmte Medikamente, zum Beispiel Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen und Rheumamedikamente. Eine Strahlentherapie oder Verätzungen mit Laugen und Säuren sind weitere mögliche Auslöser.
Bei einer chronischen Magenschleimhautentzündung sind drei Typen und ihre jeweiligen Auslöser zu unterscheiden:
Typ A (autoimmun) Gastritis: Bei dieser seltenen Form handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Der Körper bildet Abwehrstoffe gegen den eigenen Magen bzw. bestimmte Zellen der Magenschleimhaut. Dadurch kann die Nahrungsverwertung gestört werden, sodass in Folge ein Vitamin-B12-Mangel entsteht. Dieser wiederum zieht eine Blutarmut mit sich. Betroffene erhalten deshalb häufig Vitamin-B12-Spritzen.
Typ B (bakteriell) Gastritis: Dies ist die häufigste Form der chronischen Magenschleimhautentzündungen. Grund ist eine Infektion mit dem Bakterium Heliobacter pylori. Dieser Erreger lässt sich bei vielen Menschen nachweisen, die jedoch nicht alle Beschwerden haben.
Typ C (chemisch) Gastritis: Diese Form der chronischen Gastritis wird durch Stoffe, die den Magen reizen, ausgelöst. Dazu zählen bestimmte Medikamente wie Schmerzmittel und Rheumamedikamente aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika - etwa Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Diclofenac. Auch Rückfluss von Gallensaft aus dem Zwölffingerdarm greift die Schleimhaut an. Dieser Fall kann etwa nach bestimmten Magenoperationen eintreten und betrifft vorwiegend den Magenpförtner.
Feststellen lässt sich eine Gastritis durch eine Magenspiegelung – auch Gastroskopie genannt. Diese Untersuchung erfolgt ambulant bei einem Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen, einem Gastroenterologen. Bei der Spiegelung „schluckt“ der Patient einen flexiblen Schlauch mit einer eingebauten Kamera. So kann der Arzt das Gewebe des Magens untersuchen und gegebenenfalls Gewebeproben entnehmen. Diese werden im Labor untersucht. Besteht der Verdacht auf eine Heliobacter-Infektion, kann ein Nachweis über eine Stuhlprobe oder einen Atemtest erfolgen. Auch eine Blutuntersuchung zur Ermittlung der Entzündungswerte kann Aufschluss geben.
Bei einer akuten Gastritis sind einige Hinweise zu beachten. Betroffene verzichten am besten auf Alkohol und Nikotin. Auch Kaffee, säurehaltige Fruchtsäfte und scharfe Gewürze sollten gemieden werden, da sie die Säurebildung stimulieren. Oftmals hilft den Betroffenen schon eine angepasste Ernährung. Leichte Schonkost wie etwa Kartoffelbrei, Haferschleim, Reis und säurearme Obstsorten (z.B. Bananen) entlasten die Verdauung. Zusätzlich können Patienten Medikamente einnehmen, die die Bildung von Magensäure hemmen oder diese neutralisieren. Dazu gehören zum Beispiel Protonenpumpenhemmer (etwa die Wirkstoffe Omeprazol, Pantoprazol, Esomeprazol) oder Antazida. Ist der Magen stark verkrampft, können Medikamente helfen, die eine anregende Wirkung auf die Peristaltik haben, sogenannte Prokinetika, zum Beispiel mit den Wirkstoffen Metoclopramid und Domperidon. Krampflösende, schmerzlindernde Mittel (Spasmolytika) sowie Medikamente gegen Brechreiz (Antiemetika) können bei Bedarf den Heilungsprozess unterstützen.
Bei der chronischen Form hängt die Therapie von der Ursache ab. Ist der Magenkeim Helicobacter pylori der Auslöser, nehmen Patienten eine Kombination verschiedener Arzneimittel ein – in der Regel etwa eine Woche lang.
Bei einer Gastritis vom Typ C ist es in der Regel ausreichend, magenreizende Stoffe zu vermeiden und die Ursache für etwaigen Gallenrückfluss zu beseitigen.
Möchte man eine Magenschleimhautentzündung verhindern, ist eine magenfreundliche Ernährung ratsam. Wer zum Beispiel bestimmte Speisen und Getränke nicht verträgt, sollte diese nicht erst bei einsetzenden Beschwerden meiden. Auch Alkohol, Kaffee und Nikotin sollten nicht konsumiert werden. Ist eine Gastritis durch Stress bedingt, lohnt es sich Entspannungstechniken zu erlernen. Hier bieten sich neben autogenem Training zum Beispiel Yoga und progressive Muskelentspannung nach Jacobsen an. Wichtig: Dauert die Entzündung längere Zeit an, kann es zu Verletzungen der Magenwand und einem Magengeschwür kommen. Deshalb sollte eine Gastritis rechtzeitig behandelt werden.
Bitte beachten Sie: Diese Informationen dienen der Orientierung für Betroffene und Interessierte und können bei der Vorbereitung des Arzt-Patientengespräches behilflich sein. Ein Arztbesuch lässt sich so allerdings nicht ersetzen. Der Arzt kann am besten auf die individuelle Situation des Patienten eingehen und diese behandeln.