Nesselsucht (Urtikaria)
Von Lena Höppner

Die Pusteln vom versehentlichen Kontakt mit Brennnesseln kennt jeder. Doch es gibt Menschen, bei denen zieren plötzlich mückenstichähnliche Hauterscheinungen den ganzen Körper, teilweise zu ganzen Herden zusammengeschlossen. Medizinisch als Urtikaria bezeichnet, gilt sie als eine der am weitesten verbreiteten Hautkrankheiten in Mitteleuropa. Etwa jeder vierte Mensch ist in seinem Leben einmal von der Nesselsucht betroffen.
Woher weiß ich, dass es sich um eine Nesselsucht handelt?
SymptomeIn der Regel deutet die Bildung der Quaddeln schon auf eine Nesselsucht hin. Die Hauterscheinungen entstehen binnen weniger Minuten und verteilen sich über den ganzen Körper. Sie treten in Form von roten, ungleichmäßigen Erhebungen der Haut auf und sind durch einen roten Rand klar von einander abgetrennt. Die Durchschnittsgröße variiert zwischen wenigen Millimetern bis hin zu zwei Zentimetern, die sich zu großflächigen Herden zusammenschließen. Es wird ein Juckreiz ausgelöst. Dieser lässt sich eher durch Reiben als durch Kratzen unterbinden. Insbesondere bei Quaddeln, die in tieferen Hautschichten entstehen, können schmerzlose Schwellungen (Angioödeme) auftreten. Meist sind Entstellungen im Gesichtsbereich und Schwierigkeiten beim Atmen die Folge. Häufige Begleiterscheinungen können Kopf- und Gelenkschmerzen sein.
Die Dauer hängt von dem Krankheitsbild ab
DefinitionDer Begriff Urtikaria leitet sich von dem lateinischen Wort für Brennnessel „Urtica diocia“ ableiten. Unter diesem Namen werden eine Reihe von nicht ansteckenden Hauterkrankungen zusammengefasst. Unterschieden wird zwischen zwei Krankheitsbildern. Akute Urtikaria: Sie gilt als die am Häufigsten auftretende Form der Erkrankung. Über einen bestimmten Zeitraum bilden sich in Schüben Quaddeln über den ganzen Körper verteilt. Sie tritt plötzlich auf und nach 24 Stunden, maximal 6 Wochen bleiben die Schübe aus. Chronische Urtikaria: Bei dieser Art der Krankheit, bleibt der Auslöser häufig ungeklärt, sodass sich die Beschwerden über mehrere Jahre erstrecken können.
Die Ursachenfindung kann sich zu einem langjährigen Prozess entwickeln
Die Bildung der Quaddeln ist auf eine Reaktion des Immunsystems zurückzuführen, bei der der Körper Histamin ausschüttet. Dadurch weiten sich die Blutgefäße, sodass Flüssigkeit ins Gewebe treten kann. Die Folge sind Rötungen, Quaddeln und ein Juckreiz, der sich nur durch Reiben unterbinden lässt.
Ein direkter Auslöser für den Ausbruch der Krankheit ist nicht abschließend geklärt, jedoch wird vermutet, dass verschiedene Krankheiten einen Einfluss darauf haben. Es wird angenommen, dass die folgenden Ursachen eine akute Nesselsucht auslösen können.
- Eine Infektion der Atemwege oder des Verdauungstraktes
- Die Einnahme von bestimmten Medikamenten oder Antibiotika, mit Inhaltsstoffen wie Acetylsalicylsäure
- Physikalische Reize, wie ein besonders starker Druck oder Hitze und Kälteschwankungen
- Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Psychosomatische Faktoren, wie Überforderung und Stress im Alltag
Meist weisen Patienten, die an einer chronischen Nesselsucht erkranken bereits andere chronische Krankheitsbilder auf. Somit ist nicht auszuschließen, dass bestimmte chronische Effekte, wie eine Mandelentzündung, Autoimmunerkrankungen oder Allergien die Ursache der Erkrankung sein können.
Diagnose
Um den Auslöser der Erkrankung einzugrenzen, versucht der Arzt mittels verschiedener Tests und einer gründlichen Patientenbefragung Zusammenhänge zwischen Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder anderen körperlichen Erkrankungen zu finden.
Therapie
Erstes Ziel der Therapie ist, den Juckreiz zu unterbinden. Dafür werden verschiedene Antihistaminika verabreicht. Aufgrund der erheblichen Nebenwirkungen greifen viele Patienten jedoch auf einfache Hausmittel zurück. So können Kältekompressen, Essigwickel oder auch die Zugabe von Backpulver ins Badewasser den Reiz lindern. Des Weiteren wird geraten, je nach Auslöser der Erkrankung auf bestimmte Nahrungsmittel und Medikamente zu verzichten.
Prognose
Die Mehrheit der Betroffenen leidet an einer akuten Nesselsucht. Oft lassen die Schübe schon nach 24 Stunden und spätestens sechs Wochen nach. Bei 90 % der Patienten einer chronischen Urtikaria bleibt der Auslöser jedoch ungeklärt oder kann nicht sofort ermittelt werden, sodass die Krankheit zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führen kann.
Vorbeugen
Ein gezieltes Verhindern der Erkrankung ist nicht möglich, da jeder davon betroffen sein kann. Wenn man schon einmal an der Nesselsucht erkrankt ist, sollte man möglichst alle Umstände meiden, die der Auslöser der Krankheit waren. Daher sollte man auf eng anliegende Kleidung, sowie fiebersenkende Schmerzmittel verzichten. Bei einer nicht endgültig geklärten Ursache wird eine Ernährungsumstellung empfohlen. Histaminhaltige Lebensmittel, wie alkoholische Getränke, Salami, Meeresfrüchte, Hefe, Kaffee und Weizenmehl sollten bei der täglichen Nahrungsmittelzufuhr gemieden werden.
Bitte beachten Sie: Diese Informationen dienen der Orientierung für Betroffene und Interessierte und können bei der Vorbereitung des Arzt-Patientengespräches behilflich sein. Ein Arztbesuch lässt sich so allerdings nicht ersetzen. Der Arzt kann am besten auf die individuelle Situation des Patienten eingehen und diese behandeln.