Typhus
Von Tamara Walther

„Typhus-Erkrankungen nach internationalem Hippie-Treffen“, titelte das Ärzteblatt Mitte September. Tatsächlich waren in Frankreich und Deutschland insgesamt vier Fälle der schlimmen Durchfallerkrankung nach einem jährlichen Treffen von Anhängern der „Hippie“-Kultur in den italienischen Alpen bekannt geworden. Schlechte hygienische Bedingungen, ein Mangel an Trinkwasser und verunreinigte Lebensmittel sind häufige Auslöser der Infektion. Zustände, wie sie wohl auch auf dem Gelände des sogenannten „Rainbow Gathering“ herrschten. Der Begriff „Typhus“ stammt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „Nebel“ oder „Dunst“. Ihren Höhepunkt hatte die Krankheit zur Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Da es damals noch keine Kanalisationssysteme gab, war die Wasserversorgung oft schlecht und unzureichend und viele Menschen starben aus Mangel an Therapiemöglichkeiten.
Was ist das eigentlich genau?
Typhus ist eine Infektionskrankheit, die durch Salmonellen hervorgerufen wird. Diese Bakterienart findet sich vor allem in verunreinigtem Essen und Wasser.
Es gibt zwei Arten des Salmonellen-Erregers, die zwei unterschiedliche Typhus-Formen auslösen: den Bauchtyphus und den Paratyphus. Beide ähneln sich in ihren Krankheitssymptomen, wie etwa starker Durchfall oder hohes Fieber, unterscheiden sich aber in ihrem Krankheitsverlauf.
Die Durchfallerkrankung kommt weltweit vor. Aufgrund der hygienischen Zustände und mangelnder Therapiemöglichkeiten ist sie jedoch hauptsächlich in Entwicklungsländern verbreitet.
Jedes Jahr erkranken etwa 22 Millionen Menschen an Bauchtyphus - darunter gibt es etwa 200.000 Todesfälle. Dagegen ist der Paratyphus mit 5,5 Millionen Krankheitsfällen nicht ganz so verbreitet. Besonders in Indien und Pakistan herrscht eine hohe Ansteckungsgefahr, generell zählen aber Südostasien, Afrika und Südamerika zu den Risikogebieten. In Deutschland liegt die Zahl laut dem Robert-Koch-Institut im Schnitt bei etwa 60 Erkrankungen jährlich. Jeder Krankheitsfall ist meldepflichtig.
Die Übertragung des Erregers erfolgt von Mensch zu Mensch. Er wird durch den Kot eines bereits infizierten Menschen ausgeschieden. Sind Lebensmittel oder Trinkwasser damit verseucht, kommt es zu einer Schmierinfektion und das Bakterium kann sich einnisten. Neugeborene sind besonders gefährdet, da ihr Immunsystem noch geschwächt ist.
Welche Symptome gibt es?
Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit, beträgt ein bis zwei Wochen.
Danach teilt sich der Bauchtyphus, der vom Bakterium „Salmonella typhi“ ausgelöst wird, in vier Verlaufsstadien auf:
Im ersten Stadium bekommen Betroffene Kopf- und Gliederschmerzen, ebenso kann die Temperatur leicht erhöht sein. Die Symptome sind jedoch noch relativ unspezifisch.
Im folgenden Stadium verstärken sich die Beschwerden und bis zu 41°C hohes Fieber setzt ein. Hinzu kommen zudem Bauchschmerzen, in machen Fällen können auch Bewusstseinsstörungen eintreten.
Das dritte Stadium äußert sich durch anhaltendes starkes Fieber, Appetit- und Teilnahmslosigkeit. Viele leiden zudem an Verstopfung. Auch ein gräulicher Belag auf der Zunge oder Hautausschläge können auftreten.
Im letzten Stadium geht das Fieber zwar zurück, dennoch bessert sich der allgemeine Zustand nicht. Patienten leiden unter Gewichtsverlust und Magenschmerzen und es treten die typhustypischen, breiartigen Durchfälle auf. In diesen sind auch die Salmonellen-Erreger enthalten. Auch Komplikationen wie Blutgerinnsel oder ein Darmdurchbruch können vorkommen.
Anschließend bessert sich der Zustand der Patienten - jedoch kann es zu starkem Haarausfall kommen. Auch besteht noch einen weiteren Monat lang die Gefahr, dass die Krankheit wieder auftritt.
Der Paratyphus verläuft sehr ähnlich, jedoch sind die Symptome meist schwächer und Komplikationen unwahrscheinlicher. Krankheitstypisch sind Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, ebenso Fieber und Bauchschmerzen. Verursacht wird er durch das Bakterium „Salmonella paratyphi“.
Wie lässt sich eine Typhus-Erkrankung behandeln?
Typhus ist eine ernstzunehmende Infektionserkrankung, die jedoch sehr gut behandel- und heilbar ist. Zur Behandlung werden Antibiotika verschrieben, häufig in Tablettenform. Parallel sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Umso früher die Krankheit behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen und das Risiko für Komplikationen sinkt. Nach etwa zwei Wochen geht es den meisten Patienten wieder besser. Problematisch jedoch: auch nach erfolgreicher Behandlung scheiden einige Patienten weiterhin den Erreger aus - in diesem Fall ist eine weitere Behandlung erforderlich, um das Infektionsrisiko für andere zu minimieren. Zusätzlich muss der Stuhl regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass keine Erreger mehr vorhanden sind.
Vorsicht ist besser als NachsichtFür Menschen, die ihren nächsten Urlaub in einem Typhus-Risikogebiet planen, empfiehlt sich eine Schutzimpfung. Diese hält etwa drei Jahre und wird mit einer Spritze verabreicht. Alternativ kann auch ein Impfstoff geschluckt werden, jedoch wirkt dieser nur etwa ein Jahr. Wichtig: ein vollständiger Schutz ist auch trotz Impfung nicht gewährleistet. Sie ist nur in etwa 70% der Fälle effektiv. Daher sollte man auch auf die Herkunft und Hygiene der Lebensmittel achten, die man konsumiert. Verunreinigtes Wasser und rohes Obst oder Gemüse sind potentielle Infektionsträger. Daher sollte man möglichst nur gekochte Speisen und Flüssigkeiten aus verschlossenen Flaschen verzehren. Auch regelmäßiges Händewaschen macht den Erregern das Leben schwer und minimiert das Infektionsrisiko.
Bitte beachten Sie: Diese Informationen dienen der Orientierung für Betroffene und Interessierte und können bei der Vorbereitung des Arzt-Patientengespräches behilflich sein. Ein Arztbesuch lässt sich so allerdings nicht ersetzen. Der Arzt kann am besten auf die individuelle Situation des Patienten eingehen und diese behandeln.