Brennender Harndrang:
Von Martina Moyses
Ständiger Harndrang, stechende Schmerzen: Mehr als 50% aller Frauen hatten schon einmal eine Blasenent- zündung, 5-10% ha- ben regelmäßig damit zu kämpfen. Besonders Frauen in den Wechsel- jahren sind häufig von wiederkehrenden Harn- wegsinfekten betrof- fen. Der Grund: die Hormone.
Östrogenmangel als Ursache für Blasenentzündungen
Tatsächlich sind es gerade die hormonellen Prozesse während der Wechseljahre, welche die Entstehung von Blasenentzündungen begünstigen und dafür sorgen, dass gleich zwei Frauenleiden aufeinander treffen. Zum Hintergrund: Während des Klimakteriums produziert der weibliche Körper weniger Östrogene. Dadurch wiederum sind die schützenden Schleimhäute im Urogenitaltrakt weniger stabil und auch trockener als zuvor. Dies macht sich direkt bemerkbar durch Scheidentrockenheit, die oft mit Schmerzen beim Sex einhergeht. Auch trockene Nasenschleimhäute sind eine typische Begleiterscheinung des Klimakteriums. Gleichzeitig wirkt sich dieses Phänomen aber auch auf die Blase aus: Die Schleimhäute der Blasen-Innenwände sorgen natürlicherweise dafür, dass Bakterien, die in die Blase geraten, ausgeschwemmt werden können, ohne dass sie gleich eine Blasenentzündung hervorrufen. Sind diese Innenwände aber geschwächt, bleiben Bakterien eher haften und können dort auch Schaden anrichten. Die Folge: Die Anfälligkeit für Harnwegsinfekte steigt während der Wechseljahre.
Doch auch wer noch nie mit einer aktuen Zystitis zu kämpfen hatte, kann in der neuen Lebensphase unvermittelt davon betroffen sein. Leider kehrt eine Blasenentzündung, auch wenn sie zunächst erfolgreich bekämpft wurde (je nach Schweregrad mithilfe von Hausmitteln, pflanzlichen Arzneimitteln oder Antibiotika), oft nach kurzer Zeit zurück. „Bei jeder vierten Frau entwickelt sich aus einem akuten ein wiederkehrender Harnwegsinfekt“, sagt Dr. med. Michael Zellner, Facharzt für Urologie in den Johannesbad Reha-Kliniken in Bad Füssing. Und vor allem diese gilt es zu verhindern.
Was Experten raten: Tipps für ein starkes Immunsystem
Viele klassische Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen verschwinden nach dem Klimakterium wieder. Die Schleimhäute allerdings bleiben empfindlich. Der Östrogenspiegel, der für die Infektanfälligkeit verantwortlich ist, bleibt schließlich auch nach den Wechseljahren auf einem erheblich niedrigeren Niveau als zuvor. Die gute Nachricht: Frauen, die gerade mitten in den Wechseljahren stecken und darüber hinaus noch mit rezidivierenden, also wiederkehrenden Blaseninfekten zu kämpfen haben, können gezielt vorbeugen und die Beschwerden auf natürliche Weise lindern.
►Verzichten Sie auf Zucker Allein diese Maßnahme kann zu einer schnellen Abheilung der Blasenentzündung führen. Hintergrund: Zu etwa 80 Prozent sind die Auslöser einer unkomplizierten Blasenentzündung sogenannte E. coli-Bakterien, die natürlicherweise im Darm vorkommen. Besonders bei Frauen können die Keime durch den nahegelegenen Darmausgang leicht in die Scheide gelangen. Und diese E. coli-Bakterien lieben Zucker. Der Verzehr von zuckerhaltigen Speisen und Getränken kann die Blasenentzündung daher sogar noch verschlimmern.
► Rauchen Sie nicht! Zigaretten schädigen und schwächen bekanntermaßen den gesamten Organismus.
► Kaffee und Alkohol nur in Maßen Wenn Sie merken, dass sich eine akute Blasenentzündung anbahnt, verzichten Sie komplett darauf und steigen Sie um auf Wasser.
► Trinken Sie immer ausreichend „Sofern keine Herz- oder Nierenschwäche besteht, sollten mindestens 2 Liter am Tag eingenommen bzw. so viel getrunken werden, dass 1500 Milliliter Urin produziert werden“, sagt Dr. Zellner. „Durch den Spüleffekt können Bakterien besser mechanisch eliminiert werden.“ Besonders geeignet sind Wasser ohne Kohlensäure, Obstschorle und warme Kräutertees, die harntreibend und entzündungshemmend wirken.
► Gönnen Sie sich Pausen Stress ist pures Gift für das Immunsystem und Bakterien, die eine Blasenentzündung auslösen, haben leichtes Spiel.
► Treiben Sie Sport Moderater Sport ist ausgesprochen gut für Körper und Psyche. Geeignet sind insbesondere Sportarten wie Yoga oder Pilates, die neben dem körperlichen Training explizit auch das innerliche Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellen.
► Gehen Sie zur Toilette, wenn Sie Harndrang verspüren und zögern Sie es nicht hinaus. Auch nach dem Geschlechtsverkehr direkt die Blase zu entleeren kann sehr hilfreich sein, um Blasenentzündungen vorzubeugen.
► Vermeiden Sie Unterkühlungen Auch wenn die Temperaturen sommerlich, der Unterleib kann trotz Hitze leicht auskühlen. Dann verengen sich die Blutgefäße und die Organe werden schlechter durchblutet. Dadurch kann die Arbeit des Immunsystems beeinträchtigt werden. E. coli-Bakterien, die häufigsten Verursacher einer Blasenentzündung, haben nun leichtes Spiel und können sich in der Blasenschleimhaut einnisten und vermehren.
► Alles, was die Blase wärmt, bringt Linderung Wärme wirkt wie ein Schmerzmittel. Das ist sogar wissenschaftlich bewiesen. Wird die Haut in der Nähe des Schmerzherdes auf etwa 40°C erwärmt, springen bestimmte Wärmerezeptoren an. Und diese wiederum können Schmerzen bei Bauchkrämpfen, Blasenentzündung oder bei der Menstruation blockieren, sagt der Physiologe Dr. Brian King vom University College London. „Wärme schaltet den Schmerz auf molekularer Ebene aus, ähnlich wie es ein Medikament tut. Leider kann die Wärme nur vorübergehende Linderung bringen“.
Grundsätzlich gilt: Eine gesunde Lebensweise und ein starkes Immunsystem sind die Faktoren, die sowohl bei Wechseljahresbeschwerden im Allgemeinen als auch bei häufigen Harnwegsinfekten im Besonderen die beste Wirkung zeigen. Wer zusätzlich die speziellen Tipps zur Vorbeugung von Blasenentzündungen beachtet, hat gute Chancen, in Zukunft davon verschont zu bleiben.