Medipresse - Vitamin D - Lebenselixier Licht: Warum Sonne so wichtig ist
Von Aileen Apitz
Wir lieben den Sommer, die Sonne und laue Nächte. Denn spätestens nach den Feiertagen im Dezember ziehen sich die Wintermonate vermeintlich unendlich lang hin – es ist zu kalt, zu dunkel und zu nass für sonnige Gemüter. Und auch die Vitamin-D-Reserven neigen sich dem Ende zu.
Rund 90 Prozent des tatsächlichen Bedarfs bildet der Körper selbst, weshalb es sich eher um eine Art Hormon als um ein Vitamin handelt. Die Depots des körpereigenen Sonnenhormons sind jedoch bereits im Februar erschöpft. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) fehlt 60 Prozent der Deutschen Vitamin D. Die Folgen: Wir fühlen uns matt, müde und abgeschlagen, klagen häufiger über Muskelschmerzen und das Gefühl weniger leistungsfähig zu sein.
Interessant ist, dass es sich bei der körpereigenen Vitamin-D-Produktion keineswegs nur um eine saisonale Herausforderung handelt. Selbst im Sommer schafft es nicht jeder, die Depots entsprechend aufzufüllen. So zeigte eine Studie*, dass 80 Prozent der Norddeutschen aufgrund weniger Sonnenstunden einen Vitamin-D-Mangel aufweisen. Experten empfehlen einen Wert von 75 Nanomol pro Liter. In 50 bis 60 Prozent der Fälle lag der Wert der Probanden unter 50 Nanomol pro Liter. Bei 20 Prozent ließ sich sogar im Sommer ein schwerer Vitamin-D-Mangel nachweisen. Werte, die das Demenz- und Osteoporose-Risiko in die Höhe treiben und die Immunabwehr schwächen. Ein frühzeitiger, andauernder Mangel kann die Aktivität des Gehirns und des Herz-Kreislauf-System beeinträchtigen und das Wachstum von Krebszellen begünstigen.
Um einen Vitamin-D-Mangel zu vermeiden, gilt es, sich regelmäßig kurz in der Sonne aufzuhalten. Selten und dafür umso länger in der Sonne zu baden, ist nicht ratsam. Was viele nicht wissen: Mindestens 25 Prozent der Haut müssen für wenigstens 15 Minuten mit natürlichen Sonnenstrahlen in Berührung kommen; im Idealfall sogar 30 Minuten lang. Andernfalls reicht die UVB-Strahlung nicht aus, um die Vitamin-D-Bildung entsprechend anzukurbeln.
Es gibt jedoch einige Störfaktoren, die das erschweren: Sonnenschutzlotionen mit hohem Lichtschutzfaktor zum Beispiel. Sie können die Vitamin-D-Produktion nahezu vollständig hemmen. Dennoch sind sie zur Vorbeugung von Sonnenbränden, Hautirritationen und vorzeitiger Hautalterung zwingend zu empfehlen. Vor allem Menschen hellen Hauttyps, Risikopatienten für Hauterkrankungen oder Sonnenallergiker sollten kein gesundheitliches Risiko eingehen und sich gut vor der Sonne schützen. Auch die Sonnenbilanz Berufstätiger stimmt oft nicht, weil sie die sonnenreichsten Stunden des Tages zumindest unter der Woche im Büro verbringen. Eine intervallartige intensive Bestrahlung am Wochenende bedeutet dann oft Stress für den Körper und kann unangenehme Reizungen und Rötungen oder schmerzhafte Sonnenbrände zufolge haben.
Zumindest ein Teil des Vitamin-D-Bedarfs kann über die täglichen Mahlzeiten oder verschreibungsfreie Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden. In unseren Lebensmitteln existieren zwei Formen von Vitamin-D: D2 in pflanzlichen und D3 in tierischen Nahrungsmitteln, wobei D2 in D3 umgewandelt werden kann. Zu den Vitamin-D-reichsten Lebensmitteln zählen Fettfische (z. B. Makrelen) oder Innereien (z. B. Leber), aber auch Eier, Avocados, Pilze und Milch. Fakt ist jedoch, dass es nicht möglich ist, den tatsächlichen Vitamin-D-Bedarf über die Nahrungszufuhr zu decken; ihr Anteil beträgt lediglich zehn Prozent des Gesamtbedarfs.
Wer einen Vitamin-D-Mangel vermutet, kann seine Werte vom Arzt checken lassen. Sollte durch den vorgenommenen Bluttest tatsächlich ein ernstzunehmendes Defizit nachgewiesen werden, können Nahrungsergänzungsmittel dabei unterstützen, den Vitamin-D-Spiegel entsprechend auszubalancieren. Verschreibungspflichtige Präparate sind hochdosiert und auf die entsprechenden Bedürfnisse bestimmter Patientengruppen abgestimmt, weshalb sie ausschließlich auf ärztliches Anraten und mit ärztlicher Rücksprache einzunehmen sind. Für Patienten definierter Risikogruppen übernimmt die Krankenkasse in der Regel die Kosten für die nötige Blutentnahme. Förderlich für den Therapieerfolg sind zudem eine ausgewogene und gesunde Ernährung sowie ausreichend Bewegung bei Tageslicht.
Risikogruppen für Vitamin-D-Mangel:Quelle:
* J. Kramer, A. Diehl und H. Lehnert: Epidemiologische Untersuchung zur Häufigkeit eines Vitamin-D-Mangels in Norddeutschland. DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2014; 139 (10); S.470-475.