Gibt es einen Placeboeffekt bei Tieren?
Von Martina Moyses

Globuli für Tiere – einige Haustierbesitzer schwören darauf und behandeln ihre Vierbeiner gerne mit homöopathischen Mitteln. Das Problem: Diese enthalten faktisch keine Wirkstoffe – seitens der Wissenschaft wird ihnen deswegen bestenfalls ein Placeboeffekt zugesprochen. Verfechter der Homöopathie hingegen sehen die erfolgreiche Anwendung bei Tieren als Beweis für die Wirksamkeit homöopathischer Mittel, denn Tiere können sich die Wirkung schließlich nicht einbilden. Doch ist das wirklich so?
Was ist der Placeboeffekt?
Der Placeboeffekt ist eine körperlich nachweisbare Reaktion auf eine bestimmte Behandlung, die aber nicht durch die Behandlung selbst verursacht werden kann, da diese mit einem wirkungslosen Placebomedikament durchgeführt wurde. Für die nachweisbare Wirkung sind also andere Faktoren verantwortlich – vor allem der Glauben und die Überzeugung an einen Effekt, der diesen dann selbst hervorrufen kann. Immer wieder wird der Placeboeffekt von Kritikern im Zusammenhang mit Homöopathie genannt. Homöopathische Mittel, wie beispielsweise Globuli, sind nach schulmedizinischem Verständnis wirkungslos, da die Wirkstoffe so stark verdünnt sind, dass sie nicht mehr nachgewiesen werden können. Tritt nach einer Behandlung mit ihnen eine Besserung ein, kann dies also auf den Placeboeffekt zurückzuführen sein.
Homöopathie bei Tieren – Placeboeffekt oder echte Wirkung?
Wer von der Wirksamkeit homöopathischer Präparate überzeugt ist, möchte natürlich nicht hören, dass er sich diese nur einbildet. Der scheinbare Beweis: Homöopathie wirkt nicht nur bei erwachsenen Menschen, sondern auch bei Kindern und bei Tieren, die nicht in der Lage sind, die Wirkung zu hinterfragen oder sie sich einzubilden.
So einfach ist es aber nicht: Was sich hinter der scheinbar erfolgreichen Globuli-Behandlung des Haustieres verbirgt, ist womöglich der sogenannte Placebo-by-proxy-Effekt. Das Tier reagiert dabei nicht auf die Medikation selbst, sondern auf das Verhalten seines Besitzers, der sein krankes Tier aufmerksam umsorgt und mit reichlich liebevollen Worten und Streicheleinheiten verwöhnt. Die vermehrte Zuwendung seitens des Besitzers führt direkt dazu, dass es dem Tier besser geht. Hinzu kommt: Gerade sensible und intelligente Tiere wie Hunde spüren, wie der Mensch sich fühlt und spiegeln dessen Verfassung wider. Ist der Mensch um den Hund besorgt und durch dessen Erkrankung gestresst, leidet das Tier umso mehr. Ist er hingegen zuversichtlich und hoffnungsvoll, etwa weil er von der Wirkung der Globuli überzeugt ist, entspannt sich auch der Hund.
Doch wie sieht es aus, wenn Kleintiere erfolgreich mit Homöopathie geheilt werden? Ist dies nicht der Beweis dafür, dass Globuli & Co. doch wirksam sind? Auch das darf zumindest angezweifelt werden, denn in vielen Fällen hätte sich das Tier auch ohne Behandlung wieder von einer Erkrankung erholt. In dem Fall ist die scheinbare Heilung durch Homöopathika vielleicht nur ein glücklicher Zufall.
Nachweis für die Wirksamkeit steht aus
Woran es letztlich liegt, dass ein Tier wieder gesund wird, ob ein Zufall, die liebevolle Umsorgung oder doch die Anwendung der homöopathsichen Mittel dafür verantwortlich ist, lässt sich rückblickend selten feststellen. Der Placebo-by-proxy-Effekt macht aber deutlich, dass das Haustier als Beweis für die Wirksamkeit der Homöopathie ungeeignet ist – dieser steht aus wissenschaftlicher Sicht nach wie vor aus.